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Ausrasten wegen eines Knöllchens? Kann schon mal vorkommen. Jetzt sollen Potsdams Beamte sich zur Wehr setzen.

© Andreas Klaer

Gewalt gegen Ordnungsamtsmitarbeiter: Kampftechnik gegen aggressive Bürger

Die Stadtverwaltung bezahlt ihren Ordungsamtsmitarbeitern in diesem Jahr erstmals Selbstverteidigungskurse. Der Grund: Die Stimmung gegen die Angestellten werde immer feindlicher.

Potsdam - Mit Karate-Kicks gegen gewaltbereite Falschparker: Die Stadtverwaltung will die Ordnungsamtmitarbeiter in diesem Jahr erstmals mit Selbstverteidigungskursen auf Gefahrensituationen im Außeneinsatz vorbereiten. Das sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN am Dienstag auf Anfrage – es handele sich dabei um ein freiwilliges Angebot für die rund 50 Angestellten der Behörde.

Ein Hintergrund ist eine aus Sicht der Verwaltung zunehmend feindliche Stimmung bei den Bürgern gegenüber Ordnungsamtsmitarbeitern im Außeneinsatz. So seien Beleidigungen mittlerweile „sehr häufig“. Gezählt und erfasst werden die Vorfälle allerdings nicht, so der Stadtsprecher. So hätten die Außendienstmitarbeiter der Behörde in den vergangenen Jahren zunehmend gespürt, dass sich Bürger über deren Arbeit „mehr aufregen“. Besonders aggressiv reagierten neben Falschparkern auch Hundebesitzer.

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Zu Handgreiflichkeiten sei es im vergangenen Jahr zweimal gekommen: In einem Fall habe der Ordnungsamtsmitarbeiter auf eine Anzeige verzichtet, weil er den Angriff selbst habe abwehren können. Im zweiten Fall soll ein 42 Jahre alter Potsdamer nach Justizangaben einen Mitarbeiter des Amts beleidigt und mit einer Kopfnuss im Gesicht verletzt zu haben. Der Angestellte erlitt Prellungen. Der Fall sollte eigentlich am Dienstag am Amtsgericht verhandelt werden – allerdings wurde der Prozess abgesagt, da der Angeklagte laut einem Gerichtssprecher zwischenzeitlich eine Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro akzeptiert habe. Zum Umgang mit aggressiven Bürgern erhalten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes bereits seit Jahren ein Deeskalations-Training, so Stadtsprecher Brunzlow. „Dabei erlernen sie Gesprächsstrategien zum Entschärfen aufgeladener Situationen.“

Das Ordnungsamt hat in Potsdam zahlreiche Aufgaben. Unter anderem verteilen die Mitarbeiter „Knöllchen“ für Falschparker und können Autos, wenn sie im Halteverbot abgestellt sind, notfalls auch abschleppen lassen. Ebenso ist das Ordnungsamt für herrenlose Fahrräder zuständig, die über Wochen an einem Platz stehen – diese Fahrräder werden nach einer bestimmten Frist eingezogen und im städtischen Fundbüro abgegeben. Die Mitarbeiter der Behörde sollen auch ausgesetzte oder entlaufene Tiere ins Beelitzer „Pfötchenhotel“ bringen, in dem die Potsdamer Fundtiere untergebracht sind. Eine weitere Aufgabe des Ordnungsamts ist die Kontrolle klassischer Anliegerpflichten wie das Räumen von Schnee und Eis. Die Behörde kann Verwarn- und Bußgelder verhängen. Insgesamt hat die Stadtverwaltung über solche Zwangsmittel im vergangenen Jahr 2013 etwas mehr als fünf Millionen Euro eingenommen. Im Jahr zuvor waren es knapp 5,2 Millionen Euro. (HK)

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