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Karstadt in Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Karstadt in Potsdam schließt Ende August: Oberbürgermeister Schubert: „Einen Leerstand darf es nicht geben“

Auch für die Potsdamer Warenhaus-Filiale scheiterten Verhandlungen über die Miete. Potsdams Oberbürgermeister will für den Erhalt des letzten Kaufhauses im Land Brandenburg kämpfen.

| Update:

Das Potsdamer Karstadt-Kaufhaus in der Brandenburger Straße soll zum 31. August geschlossen werden. Das hat der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof am Samstag mitgeteilt. Von 92 Filialen bundesweit sollen 16 nicht fortgeführt werden.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte am Morgen einen Anruf vom Galeria-CEO Olivier van den Bossche erhalten, der ihn über die bevorstehende Schließung informierte. „Schon zum wiederholten Mal schwebt nun das Damoklesschwert der Schließung über dem Kaufhaus in der Brandenburger Straße“, sagte Schubert.

Nach seinen Informationen sei die Schließungsliste noch nicht endgültig. „Wir haben es zweimal geschafft, eine Schließung abzuwenden und wollen Karstadt nun auch ein drittes Mal retten.“ Schließlich gehe es um das einzig verbliebene Kaufhaus im Land Brandenburg. Die Filiale in Cottbus hatte bereits 2023 dichtgemacht. 

Eigentümer des traditionsreichen Stadtpalais in der Brandenburger Straße in Potsdam ist seit 2016 das Londoner Investmentunternehmen Meyer Bergman. Karstadt ist in Potsdam seit 2005 Mieter von 12.594 Quadratmetern Nutzfläche.

Blick in das Potsdamer Karstadt Stadtpalais.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Er sei mit dem Wirtschaftsbeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos) übereingekommen, in der kommenden Woche mit Innenstadthändlern, dem Handelsverband Berlin-Brandenburg und der Industrie- und Handelskammer über die neue Situation zu beraten, sagte Oberbürgermeister Schubert. „Einen Leerstand im größten Haus der Straße darf es nicht geben. Es muss darum gehen, das Haus zu erhalten.“ Das Haus habe eine Ankerfunktion für die Einkaufsstraße.

Schubert sagte den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN), dass die Schließung nicht in der Wirtschaftlichkeit des Hauses begründet sei. Die Verkaufszahlen würden stimmen. „Grund für die Entscheidung war nach Äußerungen von Karstadt, dass es zu keiner Einigung mit dem Vermieter über weitere Mietnachlässe gekommen ist.“

Potsdam bietet Einzug des Bürgerservice in Kaufhaus an

Schubert kündigte an, bei einem Besuch des Kaufhauses am Samstagvormittag mit Beschäftigten sprechen zu wollen. Das Karstadt-Haus in Potsdam blieb am Samstag wegen einer Mitarbeiterversammlung bereits den kompletten Tag geschlossen. Erst am Montag werde man wieder öffnen, hieß es auf einem Schild an der Eingangstür.

Das Kaufhaus von Karstadt Galeria Kaufhof in der Brandenburger Straße blieb am Samstag wegen einer Mitarbeiterversammlung ganztägig geschlossen. Zuvor war am Morgen verkündet worden, dass die Filiale zu Ende August dichtgemacht wird.

© Erna Schielden

„Wichtig ist es vor allen Dingen, neben dem Kampf um den Standort gute Lösungen für die Kolleginnen und Kollegen zu finden, die aktuell bei Karstadt arbeiten. Sie vor allem trifft diese Nachricht nach jahrelangem Kampf um den Standort besonders hart“, sagte Schubert, der selbst in einem Hertie-Warenhaus in Berlin gelernt hatte. Dies sei besonders wichtig, „nachdem in Berlin bereits bei den letzten Schließungsrunden andere Traditionshäuser betroffen waren und der Markt für den klassischen Einzelhandel damit immer kleiner wird“.

Einen Leerstand im größten Haus der Straße darf es nicht geben.

Mike Schubert (SPD), Potsdams Oberbürgermeister

Dagegen sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, er sehe gute Perspektiven für die Beschäftigten der Galerie-Karstadt-Filialen, die geschlossen werden. „Es gibt einen derartigen Bedarf im Einzelhandel, dass die Beschäftigten sofort unterkommen können.“ Schwieriger sei die Situation für die Standorte. Die Schließung großer Warenhäuser sei für die Geschäfte in der Nachbarschaft und die Infrastruktur von Bedeutung.

Mitteilung an der Tür des Potsdamer Karstadt-Kaufhauses.

© Erna Schielden

Für die Potsdamer Innenstadt ist bevorstehende Schließung von Karstadt eine Hiobsbotschaft. Das Kaufhaus gilt als Kundenmagnet, von dem viele umliegende Geschäfte profitieren. Die Filiale der Drogeriekette DM im Haus wird derzeit umgebaut. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, auf jeden Fall am Standort verbleiben zu wollen. Die Stadt Potsdam hatte Karstadt angeboten, eine Fläche im Warenhaus als Bürgerservice zu nutzen. Doch es blieb jahrelang bei Ankündigungen. Schubert will an den Plänen festhalten. „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

© Andreas Klaer

Die Ankündigung der Schließung habe ihn überrascht, sagte Schubert. Noch Anfang April zeigte sich die Stadtverwaltung optimistisch. Insolvenzverwalter Denkhaus habe mitgeteilt, die Kommunen, „bei denen sich Probleme abzeichnen“, kontaktieren zu wollen, hatte Stadtsprecherin Christine Homann gesagt. „Dass dies in Potsdam nicht geschehen ist, werten wir als gutes Zeichen“, so Homann damals.

Jede der fortzuführenden Warenhausfilialen müsse das Potenzial haben, „bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen“, teilte der Galeria-Konzern mit. „Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, erklärte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. „Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte.“

Karstadt in Potsdam erfüllt diese Ziele des Insolvenzverwalters offenkundig nicht. „Dort, wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden“, sagte Denkhaus weiter. Es sei eine „sozialverträgliche Lösung“ für die 1400 Beschäftigten in den betroffenen Filialen erarbeitet worden.

Drei Filialen in Berlin sollen geschlossen werden

Mit dem Gesamtbetriebsrat sei am Freitag ein Sozialplan beschlossen worden. Darin sei unter anderem festgelegt worden, dass die Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Von bestehenden 12.800 Arbeitsplätzen würden 11.400 erhalten.

Neben dem Kaufhaus in Potsdam sollen die Häuser in Augsburg, im Berliner Ringcenter, in Berlin-Spandau und in Tempelhof, Chemnitz, Essen, Köln Breite Straße, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße, Wesel und Würzburg geschlossen werden.

Galeria-Chef Olivier Van den Bossche sagte: „Wir werden unsere Strategie der lokalen Ausrichtung konsequent weiter fortführen. Außerdem werden wir bestehende Kooperationen ausbauen und noch weitere, bedeutende Partnerschaften dazugewinnen, um unseren Kundinnen und Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten.“ Diese lokale Ausrichtung war einst auch für Karstadt in Potsdam im Gespräch.

Nach Angaben von Götz Friederich, Vorsitzender der Potsdamer Händlergemeinschaft AG Innenstadt, sei das Potsdamer Karstadt-Haus profitabel. In den beiden vorangegangenen Insolvenzverfahren sei auch mit den Immobilieneigentümern erfolgreich über die Miete verhandelt worden. Diesmal wurde bislang keine Einigung erzielt. „Eine Schließung von Karstadt wäre eine Katastrophe“, hatte Friederich gesagt.

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