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Landeshauptstadt: Niemeyer-Bad auf dem Brauhausberg

Mit dem Engagement eines weltberühmten Architekten soll die Kritik am Standort verstummen – doch sie wird trotzdem laut

Mit dem Engagement eines weltberühmten Architekten soll die Kritik am Standort verstummen – doch sie wird trotzdem laut Wie es heute auf dem Potsdamer Brauhausberg aussieht, hat die kleine Potsdam-Delegation dem Architekten Oscar Niemeyer im fernen Rio de Janeiro gezeigt. Der berühmte Mann wird mit seinen 97 Jahren wohl kaum die Strapazen der Reise nach Potsdam auf sich nehmen, um das 32000 Quadratmeter große Gelände, für das er den Entwurf des Freizeitbades liefern will, zu besichtigen. Hier zu bauen, ist eine städtebauliche Herausforderung, die der Architekt, laut Oberbürgermeister Jann Jakobs mit seinen Erfahrungen bei „sozialen Zweckbauten“ und als Baukünstler meistern wird. Niemeyer, der sich vor allem von der Formensprache Le Corbusiers anregen ließ, wird – soviel ist sicher – moderne Ideen liefern, die von den Folgeplanern technisch und funktionell umzusetzen sind: Freizeitelemente mit Spaßfaktor sowie im Profi-Sport nutzbare sechs oder acht 50-Meter-Schwimmbahnen. Von dem im Jahre 1907 geborenen Star-Architekten wird noch einmal Tempo verlangt, denn bis März soll er die Vorplanung vorlegen und im Mai die Entwurfsplanung. Zwar soll das Bad ein authentischer Niemeyer-Entwurf werden, wahrscheinlich aber bedient sich der Meister auch seiner zahlreichen Mitarbeiter. Auf einem Gruppen-Foto, das aus Anlass der Vertragsunterzeichnung am 18. Januar gemacht wurde, ist unter anderem der Neffe des Architekten Joao Niemeyer zu sehen. Als Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern das Geheimnis um den Architekten des Freizeitbades lüftete, kam sofort die Frage auf, ob denn ein solch großes Projekt ohne öffentliche Ausschreibung erlaubt sei. Auch Sir Norman Foster hat den Reichstags-Auftrag nicht durch freihändige Vergabe erhalten. Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz erläuterte jedoch mit Hinweis auf die Verdingungsordnung, dass „künstlerische Gründe“ eine solche Verfahrensweise rechtfertigen. Im Übrigen würden die Folgeleistungen bereits europaweit ausgeschrieben. In dieser Ausschreibung heißt es unter anderem, dass der „renommierte Architekt“, der die Entwurfsplanung liefere, Wände und Verglasungen so zusammenfüge, dass die Innenräume mit den umgebenden Landschaftsräumen eine fließende Verbindung bilden. Um die Folgeplanung wollen sich dem Vernehmen nach die beiden Architektur-Professoren Holger Kühnel und Georg Kohlmaier mit ihrem Potsdamer Büro, die bereits den EVP-Sitz in der Steinstraße gebaut haben, beteiligen. Die Stadt muss an dieser sensiblen Stelle etwas schaffen, was der Kritik stand hält, zumal die PDS als stärkste Fraktion der Stadtverordnetenversammlung gegen den Standort polemisiert. Ihr Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg bemerkte in einer Stellungnahme gestern: „Das ist der falsche Standort und noch dazu der finanziell ungünstigste für Potsdam“. Die PDS hatte sich bis zuletzt gegen die Brauhausberg-Pläne gewehrt und wollte statt dessen den Freizeitpark in Drewitz verwirklicht wissen. Für Jakobs ist die architektonische Gestalt des Freizeitbades ein Beitrag, um die Kulturhauptstadt-Bewerbung der Stadt zum Erfolg zu bringen. Das sei wie auch der Theaterneubau und das VW-Design-Center eine moderne Ergänzung der historischen Potsdam-Architektur.

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