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Sport: Rauschendes Familienfest

Widerworte, sportliche Großeltern und Enkel, Auszeichnungen und sympathisierende Paten

Widerworte, sportliche Großeltern und Enkel, Auszeichnungen und sympathisierende Paten Von Michael Meyer Ein bisschen Widerstreit bringt eine gute Familie nicht ins Wanken. Der 7. Potsdamer Stadtsportball am Samstagabend im Seminaris-Seehotel hatte zum Feiern eingeladen, begann aber mit einem kleinen verbalen Scharmützel. Stadtsportbund- Chef Lutz Henrich erteilte der von der Stadt geplanten künftigen Sportstättennutzungsgebühr eine Absage: „Man darf nicht nur aufrechnen, was der Sport der Stadt kostet. Man muss auch aufrechnen, welchen Gewinn der Sport den Potsdamern bringt.“ Oberbürgermeister Jann Jakobs hielt dem entgegen, dass das kommunale Geldsäckel immer schmaler werde: „Es ist die schiere Not, Möglichkeiten zu finden, um die Sportstätten weiter aufrecht erhalten zu können. Wir haben hier eine andere Auffassung als der Stadtsportbund, aber wir werden uns zusammensetzen und darüber beraten.“ Das war es aber auch schon der Widerworte. Anschließend erwiesen sich die 350 Feiernden im Hotel am Havelufer einmal mehr als eine große Sportlerfamilie. Eine Familie, die – bildlich gesprochen – vom Opa bis zum Enkel reichte. Applaudiert wurde den beiden einstigen Potsdamer Olympia-Medaillengewinnern Ellen (Streidt) Wendland und Hans Grodotzki. Erstere gewann 1976 in Montreal Gold mit der Viermal-400-m-Staffel und Bronze im Einzellauf, Grodotzki erlief sich bereits 1960 in Rom Silber über 5000 und 10 000 m. Und beide zeigten sich besorgt darüber, dass sie bei ihren Olympiaauftritten jeweils genauso viele Medaillen gewannen wie 2004 das komplette deutsche Leichtathletik-Team in Athen. Gefeiert wurden aber vor allem ihre sportlichen Enkel – Potsdamer Nachwuchsathleten, die 2004 mit erfreulichen Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht hatten. Kanutin Fanny Fischer und Radsportler Christoph Pfingsten – der wegen des Cross-Weltcups in Nommay fehlte –, Hochspringerin Annett Engel und Ruderer Thomas Protze, Schwimmerin Franziska Schreiber und der hörgeschädigte Leichtathlet Sebastian Kleissl (siehe Kasten rechts). Fußballer Fridtjof Gustavs (siehe links unten) bekam außerdem einen Sonderpreis des Stadtsportbundes überreicht. „Eine schöne Potsdamer Tradition, die unbedingt beibehalten werden sollte, weil sie die jungen Leute zusätzlich motiviert“, lobte Sport- Minister Holger Rupprecht, der als Präsident des 1. VfL Potsdam seit Jahren schon festes Mitglied der Potsdamer Sportlerfamilie ist und der nun die Genannten mit auszeichnete. Wobei alle sieben Talente mit Olympia-Medaillengewinnern erfolgreiche Paten für den Samstagabend an ihre Seite gestellt bekamen. „Ich habe mich riesig gefreut, denn diese Auszeichnung zeigt, dass meine Leistungen anerkannt werden – das ist eine schöne Belohnung für die Schinderei das Jahr über“, strahlte Fanny Fischer, der besonders die Vorführungen der „brasilianischen“ Capoeira-Truppe des USV Potsdam „und das leckere Essen des Büfetts“ gefielen. Sebastian Kleissl gestand, vor der Ehrung ganz schön aufgeregt gewesen zu sein, „aber vorn war dann alles okay“. Und Franziska Schreiber freute sich vor allem darüber, „dass man hier mit Sportlern anderer Sportarten zusammenkommt und mal über den eigenen Tellerrand schauen kann.“ Ihre „Patentante“ Kerstin El-Qalqili sei „eine ganz ganz nette und sympathische Frau“, erklärte sie, und die so Gelobte gab das Kompliment gern zurück: „Ich habe mich mit Franziska gleich bestens verstanden. Sie war wie eine kleine Schwester für mich.“ Gefeiert wurden natürlich auch noch einmal Potsdams aktuelle Olympiasieger Kathrin Boron, Kerstin El-Qalqili, Katrin Wagner und Ronald Rauhe. Sie stießen mit Jann Jakobs und Michael Saß – Potsdamer Hauptvertreter des Stadtsportball-Hauptsponsors Allianz – mit ganz speziellen Cocktails an. „Paddler“ und „Dauerläufer“ hießen die von Hotel-Barchef Claude Villanueva kreierten Getränke ohne bzw. mit Alkohol, die auch später guten Absatz fanden. Etwa die Hälfte des Cocktail-Erlöses – am Ende 150 Euro – wurden zugunsten der Flutopfer in Südasien gespendet. Doch nicht nur dank Essen und Trinken sowie Vorführungen der Capoeira- Truppe und Skadi Spindlers, Tanzpaaren des ESV Lok Potsdam und Isabell Piepiorras wurde der Ball – durch den Antenne- Brandenburg-Sportreporter Klaus Herber souverän führte und für den Stadtsportbund-Geschäftsführerin Anne Pichler als Org.-Chefin verantwortlich zeichnete – ein rauschendes Familienfest. Spätestens bei den Klängen der Berliner Band Music & Voice kamen sich Stars, Talente und Vereinssportler auf der Tanzfläche ganz nahe. Bis weit nach zwei Uhr Sonntagfrüh wurde gefeiert. Zwischendurch blickte Lutz Henrich bereits voraus. „Dass uns Herr Jakobs zu Gesprächen über die Sportstättenfinanzierung einlädt, nehmen wir dankend an. Ich nehme ihn beim Wort und werde gleich zu Wochenbeginn in seinem Büro wegen eines Termins anrufen.“ Zugleich zeigte sich Henrich versöhnlich: „Wir verstehen ja die Sorgen der Stadt.“ Gleichwohl müsse man gemeinsam nach der besten Lösung suchen. Wie es halt üblich ist in einer guten Familie.

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