zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Salzsäure in der Dachrinne Potsdams Dächer gelten als sicher – trotz Mängel

Das Unglück von Bad Reichenhall hat auch in der Potsdamer Verwaltung Diskussionen über die Sicherheit der Dächer entfacht. Aussage der Verwaltung gegenüber den PNN: In Potsdam gehe trotz fehlender Gelder für Sanierungsmaßnahmen von keinem Hallendach Gefahr aus.

Das Unglück von Bad Reichenhall hat auch in der Potsdamer Verwaltung Diskussionen über die Sicherheit der Dächer entfacht. Aussage der Verwaltung gegenüber den PNN: In Potsdam gehe trotz fehlender Gelder für Sanierungsmaßnahmen von keinem Hallendach Gefahr aus.

Nach Aussage von Ingenieuren gebe es jedoch keine Regelungen, die nach dem Bau und der Prüfung durch unabhängige Statiker zur weiteren Begutachtung der Gebäude verpflichten. Einzig die Versammlungsstättenverordnung Brandenburgs aus dem Jahr 2002 regelt eine ständige Kontrolle. Für Sporthallen gilt diese aber erst ab einer Kapazität von 200 Zuschauern – von den 56 Hallen in Potsdam gehört nur eine in diese Kategorie, die Halle in der Heinrich-Mann-Allee.

Potsdam liegt in der Schneezone eins, in der alle Dächer eine Last von 75 Kilogramm Schnee pro Quadratmeter aushalten müssen, in Bad Reichenhall musste die Traglast bei 400 Kilo pro Quadratmeter liegen. Dennoch hielt auch in der Landeshauptstadt bisher nicht jede Dachkonstruktion das, was von ihr erwartet wurde. Am Filmpark Babelsberg hielt vor einigen Jahren das Dach einer mobilen Eislauffläche dem Wetter nicht stand. Anders als in Bad Reichenhall stürzte die jedoch in der eislauffreien Zeit ein und forderte daher keine Opfer. Auch das Dach der Biosphäre galt nach dem Bau nicht als sicher und musste im Nachhinein zusätzlich stabilisiert werden. Und das Tribünendach des Karl-Liebknecht-Stadions gilt nach PNN-Informationen in der Konstruktion als sicher, jedoch sei das aufliegende Wellpolyester am Ende seiner Belastbarkeit. UV-Strahlung habe in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass sich pure Salzsäure gebildet habe, in Dachrinnen lief und Material schwächte.

Das Dach der Schwimmhalle am Brauhausberg gilt inzwischen als stabil, doch bis zum Beginn der Sanierung 1992 gab es auch dort Sicherheitsbedenken. Denn ein ähnlicher Hallenbau war Ende der 1980er Jahre in Österreich eingestürzt. In Potsdam tropfte das Wasser seit der Eröffnung am 7. Oktober 1971 durchs Dach. Die Dämmmaterialien seien daher bei Beginn der Sanierung tropfnass und dreimal so schwer gewesen wie üblich, hieß es einst. Zwei Jahre dauerte die Kompletterneuerung des geschwungenen Hallendaches, einzig die dicken Stahlseile blieben erhalten. Der Technische Leiter der Bäderlandschaft Potsdam, Wolfgang Walter, versicherte gegenüber dem RBB: „Jetzt wird nicht jeden Tag jemand vom technischen Personal aufs Dach gehen. Aber wir werden es jedes viertel Jahr kontrollieren.“

So auch die Anweisungen beim Immobilien Service der Stadt, in dessen Regie die Liegenschaften betreut werden. Die Hausmeister seien dazu angehalten, ständig optische Überprüfungen zu unternehmen. 56 Sporthallen gibt in der Landeshauptstadt, ein Großteil von ihnen ist mit Spannbetondächern – Stahl und Beton – bedeckt. Materialien, wie sie auch die am 21. Mai 1980 eingestürzte Dachkonstruktion des Kongresshalle Berlin im Tiergarten überspannten. Vor allem die Feuchtigkeit setzt solchen Dächern zu. Denn die führt laut Experten dazu, dass Stahl korridiert und sich eine Säure bildet, die zu Zementbruch führt. jab

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false