ATLAS: Saubere Jobs

ATLAS Günter Schenke über den Niedergang des verarbeitenden Gewerbes Aus der Statistik lassen sich häufig die Zahlen herauslesen, die gerade passen. Einen Absturz wie beim verarbeitenden Gewerbe ist jedoch kaum zu kaschieren. Hier ist Potsdam Schlusslicht im Statistik-Vergleich der 16 Landeshauptstädte. Ob das positiv oder negativ ist, lässt sich schwer beantworten. Zum Arbeitsmarkt ist jedenfalls kaum eine Beziehung herstellbar. So hat Dresden mit dem höchsten Beschäftigtenanteil im verarbeitenden Gewerbe aller ostdeutschen Städte eine Arbeitslosenquote von 16 Prozent, während sie in Potsdam bei „nur“ 12 Prozent liegt. Mit der Abnahme „schmutziger“ Jobs entsteht offenbar ein Druck, dafür „saubere“ zu schaffen. Wie der Niedergang des Industriestandortes Babelsberg zeigt, ein offenbar unumkehrbarer Prozess. Auf dem Gelände des früheren Karl-Marx-Werkes sollte einst im „Babelsberger Modell“ eine Mischung entstehen, in der das verarbeitende Gewerbe seinen Platz hat. Das ist gescheitert. Übrig geblieben sind im Wesentlichen die „sauberen“ Bereiche. Wenn sich das in der Summe auch nicht auf dem Arbeitsmarkt widerspiegelt, ist es doch zu beklagen, fehlt doch eine wichtige Facette im Leben einer Stadt. Ein hinlänglicher Anteil „schmutziger“ Jobs kann ihrer Atmosphäre nur zum Vorteil gereichen.

Günter Schenke