Sport: Ungebrochene Laufbegeisterung

Sportlicher Jahresabschluss am Seminaris Seehotel, gestern Auftakt am Caputher See: Insgesamt nahmen mehr als 600 Starter allein an den jeweiligen Hauptläufen teil Von Thomas Gantz Carmen Rüdiger schien mit sich im Reinen zu sein, als sie gestern auf dem Schmerberger Weg nach gelaufenen 17:20 Minuten den Zielbereich des 13. Laufes um den Caputher See als schnellste Frau über die Distanz von fünf Kilometern passierte. Mehr noch, ihr Lächeln signalisierte ein hohes Maß an Zufriedenheit. Bemerkenswert ist dies insofern, als dass sich die Deutsche Vizemeisterin über 1500m zuletzt in ihrem sportlichen Umfeld mit ungewollter Unruhe konfrontiert sah. Jürgen Bruns, ihr bisheriger Trainer, kündigte der 31-Jährigen bereits vor einigen Wochen ohne konkrete Erklärung die Zusammenarbeit auf. Carmen Rüdiger traf dies überraschend, jedoch nicht gänzlich unvorbereitet. Eine Phase tiefgreifender Traurigkeit hat die Olympiateilnehmerin von 1996 nach eigenen Worten hinter sich. Fachlich unterstützt von Olaf Beyer, ist Carmen Rüdiger jedoch noch im alten Jahr zur Tagesordnung zurück gekehrt. Das Saisonziel bleibt unverändert. Die gestern erstmals im Dress des SC Charlottenburg startende Potsdamerin will im Sommer zur Weltmeisterschaft nach Helsinki. In Caputh beim Auftakt zur diesjährigen Sparkassencup-Serie rannten Beyer und Rüdiger gemeinsam los. Der Europameister über 800m von 1978, mittlerweile 47 Jahre alt, wurde in 16:48 Minuten Dritter hinter den 20-jährigen Talenten Patrick Schulz (15:35min) und Daniel Garzke (16:34min/beide SC Potsdam). Die Versuchung, ihn einen Altmeister nennen zu wollen, erschien beim Betrachten seines Finishs geradezu despektierlich. Am letzten Tag des alten Jahres noch hatte Olaf Beyer als Gesamtleiter des 8. Silvesterlaufes rund um das Seminaris-Seehotel fungiert. Insgesamt 159 Starter entschieden sich bei angenehmen äußeren Bedingungen für den Hauptlauf über sieben Kilometer. Der fünfmal zu durcheilende Rundkurs um den am Ufer des Templiner Sees gelegenen Hotelkomplexes kommt der Philosophie der Veranstaltung entgegen. Diese ist eigentlich mit der Betonung auf den Spaßeffekt, den das Laufen in der Natur mit sich bringt, schon erschöpfend dargestellt. So freute sich etwa Karl-Heinz Conrad aus Falkenrehde als langsamster aller männlichen Starter im Ziel darüber, exakt 30 Sekunden schneller als im Vorjahr gewesen zu sein. Hinter sich wusste der Vollbartträger noch drei Frauen. Conrad brauchte 44:23 Minuten und war zufrieden, wusste er sich doch von jedem anderen Teilnehmer respektiert. Hochachtung nötigte auch der Schlussspurt von Steffen Reiche ab. Brandenburgs ehemaliger Bildungs- und Sportminister passierte das Ziel nach 33:33 Minuten. Gestern in Caputh war Reiche im Gegensatz zur Vielzahl an Doppelstartern nicht dabei. Was nun jedoch keinesfalls heißen soll, dass sein persönlicher Laufenthusiasmus über den Jahreswechsel Schaden nahm. Am Seminaris-Hotel gewannen übrigens Sascha Stefan (LAC Berlin) in 22:13 Minuten und die dort letztmals für den SC Potsdam startende Carmen Rüdiger 24:30 Minuten den Hauptlauf. Dafür, dass der Leistungsaspekt gestern am Caputher See wieder verstärkt in den Vordergrund rückte, sprach schon die Tatsache, dass die 5-Kilometer-Strecke den diesjährigen Auftakt zur Sparkassencup-Serie bildete. Dies mag auch einige der Triathleten des Zeppelin-Teams des OSC Potsdam zur Teilnahme motiviert haben. Christian Prochnow und Matthias Dietze wählten allerdings die doppelte Distanz und machten den Sieg unter sich aus. Prochnow rannte 33:16min und hatte im Ziel ansehnliche 1:37min Vorsprung auf Dietze. Schnellste Frau war Anja Carlsohn (SC Potsdam) in 36:10min. Die 26-Jährige löste Nicole Güldemeister ab, die die letzten vier Läufe über 10 Kilometer gewann und diesmal in 37:38min Zweite wurde. Beeindruckend: Insgesamt 453 Starter nahmen die fünf und zehn Kilometer in Caputh in Angriff. Die komplette Ergebnisliste des 13. Caputher Seenlaufes ist im Internet einsehbar. www. caputherseelauf.de

Thomas Gantz