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PRO & Contra: Videoüberwachte Freundschaftsinsel?

PRO & Contra Passanten sind ihnen an öffentlichen Gebäuden und Bahnhöfen ständig ausgesetzt – den Überwachungskameras, die für Ordnung und Sicherheit sorgen sollen. Sie sind umstritten, weil sie sichtbar sind, ein Gefühl des Beobachtetwerdens hervorrufen.

PRO & Contra Passanten sind ihnen an öffentlichen Gebäuden und Bahnhöfen ständig ausgesetzt – den Überwachungskameras, die für Ordnung und Sicherheit sorgen sollen. Sie sind umstritten, weil sie sichtbar sind, ein Gefühl des Beobachtetwerdens hervorrufen. Aber auch ein Tourist vor dem Bundeskanzleramt, am Strand der Ostsee, in Kurorten oder an den Niagara- Fällen ist dem Auge mindestens einer Video-Kamera ausgesetzt, die ihre Bilder permanent ins WorldWideWeb liefert. Selten kommt einem dabei die Idee einer persönlichen Überwachung. Und selten kam wohl jemand der Einfall, sie dienten der Strafvereitelung. Sie tragen visuelle Informationen in die Haushalte. Ist die Lösung zum Schutz der Torhäuser der Freundschaftsinsel vor Vandalismus also die Webcam, die ihre Daten direkt ins Internet leitet und somit vordergründig dem Vorwurf der Überwachung entgegenwirkt? Das Erbe Karl Foersters könnte damit überwacht, dem Vandalismus an der Stelle Einhalt geboten werden. Dabei geht es nicht darum, Liebenden beim Küssen oder Kindern beim in der Nase bohren zuzuschauen – hier geht es um die Vereitelung wirklicher Straftaten. Gestört wird sich aber noch immer an der sichtbaren Überwachung. Unsichtbar sind dagegen die vielen Satelliten im Orbit, deren Aufnahmen auf CD gebrannt ab 5 Euro zu haben sind. Darauf ist sogar der eigene Hauseingang gut sichtbar. Die Satelliten sind über 20 Kilometer weg – und sehen doch oft schärfer als die Kameras an hiesigen Gebäuden. Denn die dienen nur der Abschreckung, um Straftaten zuvorzukommen. Jan Brunzlow Mehrere Videokameras zum Schutz des Schwanenhauses vor jugendlichen Sprayern?! Was wie immer bei solchen populistischen Forderungen auf den ersten Blick einleuchtet, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als typisches Beispiel für überzogenes Sicherheitsdenken. Längst hat sich auch in Städten wie Hamburg gezeigt, dass die Überwachung von öffentlichen Plätzen Kriminalität nicht verhindert, sondern sich nur auf andere Plätze verschiebt. Konsequent zu Ende gedacht, müsste deshalb jede Ecke von Potsdam überwacht werden, um Sprayer in ihre Schranken zu weisen. Doch wer würde das wollen? Schließlich überwacht eine Kamera alle, jeden, immer, egal, ob schuldig oder nicht. Die individuelle Entfaltung des Bürgers würde durch solch flächendeckende Überwachung in nicht tolerierbaren Maße behindert – eine juristische Auffassung, die das Bundesverfassungsgericht schon in seinem Volkszählungsurteil unterstützte. Was wäre die Alternative zur Anschaffung von teuren Videokameras, deren Unterhalt noch einmal extra kostet? In einer Stadt, die bei ihren jungen Leuten per „Jugendförderplan“ 285 000 Euro streicht und unter anderem den Jugendclub 5 in Babelsberg schließt, in so einer Kommune könnte das Geld für Videokameras sinnvoller in echte Jugendarbeit fließen oder in Projekte wie offizielle Sprayerwände. Genauso wichtig ist es, den Jugendliche eine Perspektive zu bieten, die nicht aus Arbeitslosigkeit und Missmut besteht. Denn Kameras werden keinerlei Vandalismus verhindern können. Henri Kramer

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