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Landeshauptstadt: Villa Henckel wird rausgeputzt

Teile des Gartens erhalten historische Gestalt / Nutzungskonzept für Villa noch nicht spruchreif

Teile des Gartens erhalten historische Gestalt / Nutzungskonzept für Villa noch nicht spruchreif Von Günter Schenke Nauener Vorstadt - Der Villa Henckel in der Großen Weinmeisterstraße 43 steht die Restaurierung bevor. Die beiden Eigentümer, Springer-Vorstand Mathias Döpfner und Rechtsanwalt Thomas Kexel wollen das markante Haus denkmalgerecht wieder herstellen. „Wir haben das benachbarte Winzerhäuschen komplett saniert und vermietetet und so geht es Schritt für Schritt weiter“, kündigt Kexel an. Der Bauherr verweist auf den neu gestalteten Garten am Winzerhäuschens, der bereits ein Ansatz für die weitere Gestaltung sei. Überlegungen für eine Nutzung gebe es bereits, diese seien jedoch noch nicht spruchreif. Ein Bauantrag für die Villa, in der sich zuletzt eine Wohnstätte für geistig behinderte Menschen befand, ist noch nicht gestellt. „Im Moment beseitigen wir die Brandschäden“, informiert Kexel. In der Wohnstätte hatte es im Oktober 2003 gebrannt. Die Theodor-Fliedner-Stiftung als Betreiberin musste das Haus daraufhin aufgeben. Als „sehr hoch“ bezeichnet Stadtkonservator Andreas Kalesse den Denkmalwert des in der Sichtachse des Pfingstberg-Belvederes gelegenen Gebäudes. Dabei ist nicht einmal sicher, wer der Architekt ist. Ludwig Persius (1803-1845) war es nicht, denn als es gebaut wurde, war Persius schon über zwanzig Jahre tot. Der Bauantrag, ausgefertigt von Ernst Petzholtz, Sohn des Hofbaumeisters gleichen Namens, stammt aus dem Jahre 1868. Bauherr war der Berliner Bankdirektor Hermann Henckel. In zwei Jahren, von 1868 bis 1870, ließ er das Wohnhaus für sich und seine Familie errichten. „Das war die erste Turmvilla, die nach der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV.“ in Potsdam entstand, untermauert Kalesse den baugeschichtlichen Wert. Unzweifelhaft sei das Vorbild Ludwig Persius zu erkennen. Bekanntlich lagen dem Bau des benachbarten Belvederes Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. und Ludwig Persius zugrunde. Im Buch von Ulrike Bröcker „Die Potsdamer Vorstädte“ ist die Villa Henckel relativ ausführlich beschrieben und mit historischen Aufnahmen der Innenräume belegt. Als Architekten kommen laut Bröcker Friedrich Hitzig (1811-1881) oder Eduard Titz (1819-1890) in Frage, wobei Letzterer der wahrscheinlichere ist. Das Besondere ist außerdem der große Park, der zum Anwesen gehörte und der heute teilweise der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übereignet ist. Laut Kalesse sei beabsichtigt, den Garten historisch getreu wieder herzustellen. Grundlage hierfür könnte die Diplomarbeit von Claudio Dorsch „Der Park der Villa Henckel“ sein. Die Arbeit entstand im Jahre 1996 an der TU Berlin und beschreibt die wechselvolle Geschichte des großen Privatgartens. Hermann Vollert (1837-1876) legte offenbar die Grundlage für die nachfolgenden Gärtner. Laut Dorsch hat Vollert zweieinhalb Jahre auf dem Grundstück gearbeitet und dann den Park unvollendet hinterlassen. Gustav Meyer (1880-1877) setzte Vollerts Werk mit Geschick und eigenen Ideen fort. Die Grotte, die sich noch heute hier befindet, ist allerdings schon Vollert zuzuschreiben. Im Innern ahmt sie mit baulichen Mitteln die Stalagmiten einer Tropfsteinhöhle nach. Offenbar nutzten ihn die Hausbewohner als Eiskeller. Das äußerst repräsentative Haus blieb bis 1879 im Besitz von Henckel. Dann kaufte es Prinz Karl (1801-1883). 1926 fiel es an den preußischen Staat und in der Nachfolge an die Stadt Potsdam.

Günter Schenke

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