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Landeshauptstadt: Warten auf das Januar-Geld

Rita Grögel hat Arbeitslosengeld beantragt, keine Antwort und Angst, nicht mehr krankenversichert zu sein

Rita Grögel hat Arbeitslosengeld beantragt, keine Antwort und Angst, nicht mehr krankenversichert zu sein Alle berechtigten Bezieher von Arbeitslosengeld II (ALG-II) haben bis zum 6. Januar ihr Geld bekommen. Das erklärte Brandenburgs Arbeitsstaatssekretär Winfrid Alber nach einer Kabinettssitzung am 11.Januar. Die Information habe Alber von der Agentur für Arbeit, so Ministeriumssprecherin Claudia Sczces. Haben wirklich alle Geld bekommen? Offenbar nicht. Rita Grögel aus Potsdam-Eiche hat, wie sie sagt, seit Dezember 2004 kein Geld mehr erhalten. Die 58-Jährige kann auf 44 Berufsjahre verweisen. Das erste Mal in ihrem Leben arbeitslos gemeldet war sie im Jahr 2000. Zuletzt arbeitete sie als Kellnerin auf einem Ausflugsschiff in Berlin. Sie ist dort nur saisonal beschäftigt, so auch im vergangenen Jahr. Ihr Arbeitsvertrag endete am 15. Oktober 2004. Danach hatte sie, wie sie sagt, noch Anspruch auf 77 Tage Arbeitslosengeld. Wie es verlangt wird, hat sie sich bereits drei Monate vorher, also im Juli, beim Arbeitsamt gemeldet, wie die Agentur für Arbeit damals noch hieß. Von Hartz IV war zu jener Zeit dort noch nicht die Rede. Das fehlende Januar-Geld ist für die geborene Münchnerin noch nicht das ganze Problem. Am 15. November 1999 erleidet sie einen Herzinfarkt. Im September 2003 wird bei ihr Nierenkrebs diagnostiziert. Sie wird operiert. Beide Erkrankungen überlebt Rita Grögel, jedoch sind Nachbehandlungen und Krebsvorsorgeuntersuchungen notwendig. Vier mal im Jahr muss sie zum Arzt, einmal davon muss sie „in die Röhre“ zur Computertomografie. Den nächsten Termin beim Arzt hat sie am 26. Januar. Diesbezüglich ist das Schreiben des Arbeitsamtes vom 22. November 2004 für sie sehr beunruhigend: Ihr wird mitgeteilt, dass sie nach Ende ihrer Arbeitslosengeld-Phase am 1. Januar 2005 nicht mehr krankenversichert ist. Wörtlich: „In der Zeit, in der Sie keine Leistungen der Grundsicherung beziehen, sind sie durch den zuständigen Träger nicht krankenversichert.“ Anfang Dezember beantragt Rita Grögel das Arbeitslosengeld II, in der Heinrich-Mann-Allee 103, Haus 44, Zimmer 1039. Genau genommen geschieht dies am 7. Dezember – Anja Krause von Infohotline der Arbeitsagentur in Nürnberg erfährt via Computer sogar noch mehr. Der Antrag Rita Grögels sei sogar schon berechnet, aber der bescheid noch nicht abgeschickt. Es sei bereits eine Bedarfsgemeinschaftsnummer vergeben worden – ein deutlicher Hinweis, dass Rita Grögel berechtigte ALG-II-Bezieherin ist. Nur erfahren würde sie dies gern von ihrer Potsdamer Agentur. „Sie müssen warten“, werde am Telefon gesagt, erst würden früher gestellte Anträge bearbeitet. Später bekommt sie Telefon-nummern, wo Leute abnehmen, die wieder andere Telefonnummern angeben, wo niemand rangeht. Eine weitere Hotline-Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit sagte ihr gestern, sie solle zu ihrer örtlichen Agentur gehen und „denen mal richtig Feuer unterm Hintern machen“. Ob dies nötig sein wird,will Rita Grögel am heutigen Tag persönlich in Erfahrung bringen, in der Heinrich-Mann-Allee 103, wo sie nicht wieder weggehen will, bevor sie weiß, woran sie ist. Guido Berg

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