zum Hauptinhalt

Kultur: „Das Stück greift sehr nach uns“

Katja Riemann über ihre Rolle in „Herz schlägt Tod“ am Hans Otto Theater

Katja Riemann über ihre Rolle in „Herz schlägt Tod“ am Hans Otto Theater „Vor der Premiere stand Katja Riemann der Sinn kaum nach einem Gespräch mit der Presse. „Es ist doch besser, wenn auch der andere das Stück gesehen hat und weiß, worüber man redet." Inzwischen steht die neunte Vorstellung von „Herz schlägt Tod" ins Haus und die bekannte Schauspielerin freut sich, trotz regen Zuspruchs noch etwas Werbung für „ihr" Stück machen zu können. Schließlich hat die Schauspielerin dieses Drama von Colleen Murphy selbst dem Intendanten des Hans Otto Theaters zur deutschen Erstaufführung vorgeschlagen. „Es ist ein sehr intensives Stück, das essenzielle Themen wie den Tod behandelt, der nicht ohne kausalen Zusammenhang zum Leben gesehen werden kann." Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Michael Wenninger spielt sie ein Ehepaar, das den Unfalltod der Tochter verkraften muss. „Anders als die Buddhisten haben wir es in unserer westlichen Welt nicht gelernt, das Sterben als Bestandteil des Lebens zu begreifen. In Form von Schuldzuweisung, Rache, Zorn und Verzweiflung bahnt sich der Schmerz seinen Weg. Dabei begeben sich Mann und Frau oft ganz unterschiedlich in ihre Trauerarbeit hinein." Katja Riemann als Leona scheint es am Schluss des Stückes zu schaffen, ihre Tochter Amelia gehen zu lassen. Nachdem ihr Mann Daniel ihr endlich die wahre Geschichte über den Unfallhergang, bei dem er am Steuer saß, erzählt hat, nimmt Leona den von Amelia aufgeblasenen Luftballon. Langsam lässt sie den letzten, ihr gebliebenen Lebensatem der geliebten Tochter entweichen. „So, ich werde sie jetzt freilassen", sagt sie leise. Daniel wiederum beginnt zu akzeptieren, künftig im Rollstuhl sein Leben verbringen zu müssen. Obwohl der Schmerz die beiden noch lange begleiten wird, haben sie nach dem durchlittenen Martyrium der Selbstzerfleischung und Trauer nunmehr die Chance, gemeinsam weiter zu leben. „Es ist das Extreme, das mich als Schauspielerin interessiert." „Herz schlägt Tod" bietet dazu reichlich Gelegenheit. Katja Riemann näherte sich ihrer Rolle von innen heraus, ohne großes Pathos. „Ich gehe in meiner Arbeit grundsätzlich von einem emotionalen Ansatz aus, versuche, auf etwas hinzuspüren. Erst danach schaue ich, wie man dieses Gefühl in ein Bild transkribiert, um nicht im Inneren zu versinken." Das Team um Regisseur Yüksel Yolcu fegte den ganzen Realismus aus der Inszenierung heraus: „Um den Weg für die unmittelbaren Emotionen freizuschaufeln. Man spürt, dass ein Großteil der Zuschauer Kinder hat und ihnen durch diese persönliche Betroffenheit die Angst in den Nacken kriecht." Wenn Katja Riemann und Michael Wenninger nach dieser theatralischen Gefühlstortur von der „Sandkasten-Bühne" abtreten, widmen sie sich erst einmal ganz irdischen Dingen. „Da ich mich durch meine ,Bäder'' während der Vorstellung immer halb zu Tode friere, muss ich mich erst einmal aufwärmen. Zudem befreien wir uns beim gründlichen Waschen von unserem ,Maulwurf-Dasein''." Danach fahren sie sofort nach Hause. An Schlaf sei aber noch nicht zu denken. „Körperlich total erschöpft, trinken wir meist noch in Ruhe ein Glas Wein. Das Stück greift sehr nach uns." Obwohl die Vorstellungen gut ankommen und bislang immer ausverkauft waren, glaubt Katja Riemann, ein paar Dinge mit dieser Inszenierung nicht geschafft zu haben. „Es ist noch mehr ,Saft'' drin und ich könnte mir durchaus vorstellen, mit zeitlichem Abstand und in anderer Einstudierung dieses Stück noch einmal zu spielen." Am Theater reize sie der Luxus, sich ausprobieren zu können - anders als beim Film, wo alles sofort punktgenau sitzen müsse. „Aber eigentlich kann man Theater und Film nicht vergleichen. Es ist wie mit Reis und Kartoffeln. Beides ist schmackhaft, aber sehr verschieden. Missen möchte man weder das eine noch das andere."Heidi Jäger Die nächste Vorstellung ist am 13. Februar in der Reithalle A.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false