Kultur: „Frau Musica“

Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci finden im Juni zum 15. Mal statt / 35 Veranstaltungen Das diesjährige Programm der Musikestspiele dreht sich um die weibliche Hälfte der Menschheit und ihren Anteil an der Musik. Schon bei den alten Griechen waren die Sinnbilder der Künste und Wissenschaften weiblichen Geschlechts. Acht dieser neun Musen, Töchter des Zeus und der Mnemosyne, können im Musenrondell im Park Sanssouci bewundert werden. Sie verkörpern die unterschiedlichsten Künste von der Liebeslyrik über die Geschichtsschreibung bis zur Sterndeutung. Eine von ihnen, Terpsichore, erscheint auf den leuchtendgelben Plakaten für die 15. Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die vom 10. bis 26. Juni stattfinden. Die antike Beschützerin von Tanz und Musik wirbt so für das aktuelle Motto „Frau Musica“ - Künstlerin, Muse, Mäzenin - Frauen und Musik. Wie üblich gibt es einen historischen Schwerpunkt, diesmal mit dem dreihundertsten Todesjahr der Königin Sophie Charlotte von Preußen als Ausgangspunkt. Sophie Charlottes Welt bestand aus Musik und Tanz, sie spielte ausgezeichnet Cembalo, schrieb Opernlibretti und holte bedeutende Musiker und Komponisten an ihren Hof. Die mit nur 37 Jahren 1705 früh verstorbene erste preußische Königin verwandelte ihr Schloss, das später „Charlottenburg“ genannt wurde, in ein Zentrum einer blühenden barocken Hofkultur. Ihr vielfältiges Wirken für die schönen Künste spiegelt sich im außerordentlich reichen Programm der diesjährigen Musikfestspiele wider, das gestern von Musikfestspielchefin Dr Andrea Palent und Dramaturgin Dr. Christina Siegfried, vorgestellt wurde. Berühmte Interpretinnen, wie Emma Kirkby, Hille Perl, Baiba Skribe, Sharon Kam, Komponistinnen und – nicht zuletzt – Bilder von Frauen in der Musik finden sich in allen 35 Veranstaltungen. Das Eröffnungskonzert mit Victoria Cangemi, Sopran, Chiara Banchini, Violine, und dem Ensemble 415 führt direkt an Sophie Charlottes Hof. Es erklingen Werke von Giovanni Battista Bononcini und Georg Friedrich Händel, ersterer Hofkomponist in Berlin und später der größte Konkurrenten von Georg Friedrich Händel in London. Neben Fanny Hensel, Clara Schumann, Barbara Strozzi, Louise Farrenc und vielen anderen Komponistinnen gibt es auch ein Konzert mit zeitgenössischen Werken einschließlich einer Uraufführung der amerikanischen Komponistin Libby Larsen. Mit dieser und einer weiteren Veranstaltung schlagen die Musikfestspiele erstmals eine Brücke von Potsdam über den Atlantik. Die New York Baroque Dance Company wird unter dem Titel „Primaballerinen des Barock“ legendäre Choreografien des Barock aufführen. Das Tanzthema setzt das Ensemble L“ Arpeggiata & Christina Pluhar mit einem Tarantella-Abend zwischen Magie und Musik fort. Opern, Kammermusik, Madrigale und Gesänge aus italienischen Nonnenklöstern vervollkommnen das Spektrum. Das Bild der treuen Frau malt die Kammerakademie Potsdam mit Antonio Vivaldis „La fida ninfa“, Trauerbilder von verlassenen Frauen zeichnet Claudio Monteverdis „Lagrime d´ amante“, eindrucksvolle Arien großer Heroinen aus der Tragedie Lyrique Francaise bringt Salomé Haller, Sopran zu Gehör. Auch an die barocken Musenhöfe von Herzogin Anna Amalia in Weimar und Christina von Schweden in Rom führen zwei Konzerte. Aus der Fülle der Angebote seien noch zwei Projekte erwähnt. Passend zum Einsteinjahr gibt es mit dem zeitgleich stattfindenden Wissenschaftssommer ein nächtliches Wandelkonzert rund um den Telegraphenberg. In den Instituten erklingen moderne Werke wie die dadaistische „Ursonate“ von Kurt Schwitters. Bei dem zum zehnten Mal stattfindenden Rosenfest auf dem Neuen Marktist erstmals das Festival mit von der Partie. Als absolutes Highlight kann schon jetzt das Abschlusskonzert bezeichnet werden, bei dem Werke von Lieblingskomponisten Einsteins, Bach und Mozart, gespielt werden. Heute beginnt der Kartenvorverkauf in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals in der Wilhelm-Staab-Straße sowie an den bekannten Vorverkaufsstellen. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern