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Kultur: „Kinder, schaut das Wunder an“ Humperdincks „Hänsel und Gretel“ am Brandenburger Theater / Aufführungen in Potsdam

Von Klaus Büstrin Wie kaum ein anderer Komponist hielt Engelbert Humperdinck Zwiesprache mit einem Märchen, das von allen geliebt wird, von kleinen und großen Menschen. Bei der Premiere am vergangenen Wochenende von Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ im Brandenburger Theater haben Kinder und Erwachsene mit offenen Ohren das musikalische Geschehen geradezu in sich aufgesaugt.

Von Klaus Büstrin Wie kaum ein anderer Komponist hielt Engelbert Humperdinck Zwiesprache mit einem Märchen, das von allen geliebt wird, von kleinen und großen Menschen. Bei der Premiere am vergangenen Wochenende von Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ im Brandenburger Theater haben Kinder und Erwachsene mit offenen Ohren das musikalische Geschehen geradezu in sich aufgesaugt. Sie ließen sich auch verzaubern von den fantasievoll märchenhaften Bildern, die Regisseur Kay Kuntze, die Bühnenbildnerin Sandra Linde sowie die Kostümbildnerin Ute Noack schufen. Die Inszenierung war bereits im Sommer in der Kammeroper Schloss Rheinsberg (PNN berichteten) zu erleben. Dort wurde sie geliebt und bejubelt, trotz des unfreundlichen Wetters und der Verlegung vom Heckentheater in die „Fabrikhalle“. Es ist höchst erfreulich, dass die Kooperation der Rheinsberger Kammeroper mit dem Brandenburger Theater „Hänsel und Gretel“ wandern kann. Von Brandenburg geht es am kommenden Wochenende an das Potsdamer Hans Otto Theater und später nach Frankfurt an der Oder. Der Theater- und Konzertverbund des Landes ermöglicht solche Gastspiele. Und die Potsdamer Theaterbesucher können sich über eine sehr poesievolle Märchenoperninszenierung freuen. Die Brandenburger Symphoniker haben unter der Leitung ihres Chefdirigenten Michael Helmrath bereits die Aufführungen in Rheinsberg begleitet. Nun – in ihrem Stammhaus in Brandenburg – ist der Klang des Orchesters dichter, die Interpretation lebendiger und natürlicher als in der Rheinsberger „Fabrikhalle“. Hin und wieder besteht zwar die Gefahr, vor allem im dritten Akt, dass die Musiker ein Zuviel an Lautstärke geben. Es gelingt Helmrath aber immer wieder, die Balance zu halten und dem jungen Sängerensemble den nötigen Raum zur Entfaltung zu geben. Von hinreißender musikalischer und darstellerischer Ausstrahlung bewegen sich vor allem Hänsel und Gretel auf der Bühne. Gabriele Scherer leiht dem Hänsel nicht nur den perfekten Hosenrollen-Habitus mit Lausbubenschelmerei, sondern auch einen kultivierten warmen Mezzo. Ebenfalls eine Idealbesetzung ist Katia Bentz. Sie punktet mit blühender Stimme und mädchenhafter Erscheinung. Es macht auch deswegen Spaß, beide zu erleben, weil sie sich nicht verkrampft der Kinderrollen annehmen, sondern mit herzhafter Natürlichkeit. Die Herrin keines Knusperhäuschens, sondern einer riesigen Schwarzwälder Kirschtorte, die Knusperhexe, die zudem mit einem überdimensionierten Besen durch den Theatersaal fegt, wird von Julia Kirchner gesungen und gespielt. Im Gesang wären ihr ein noch paar mehr Nuancen zu wünschen, die das Gefährliche ihrer „Arbeit“ unterstreicht. Christine Köhler und Kai-Uwe Fahnert geben das besorgte Elternpaar, wobei Fahnert mit seinem einnehmenden Bariton besonders für stimmliche Frische sorgt. Noch etwas zurückhaltend singt Keiko Takayama mit feinnervigem Sopran das Sand- und das Taumännchen. Wie schon in Rheinsberg lässt Regisseur Kay Kuntze das Märchen dort, wo es angesiedelt ist, im Märchenland. Nichts Provozierendes beobachtet man auf der Bühne, mit der man gern bei „Hänsel und Gretel“ aufwartet. Das Orchestervorspiel illustriert der Regisseur teilweise mit einer unnötigen Illustration: Kinder beim Ballspielen. Traut Kuntze der Kraft der Musik nicht? Nicht Engel beschützen in der Inszenierung das Geschwisterpaar, sondern herrlich quirlige Waldgeister. Sie werden gespielt von Damen des Neuen Kammerchors Potsdam, die auch in das Finale „Kinder, schaut das Wunder an“ mit homogenem Klang (Einstudierung: Tobias Scheetz) einstimmen dürfen. Der Beifall für diese stimmungsvoll-köstliche Inszenierung war riesengroß. Im Theaterhaus, Am Alten Markt Potsdam: 5. 11, 19.30 Uhr, 6. 11., 15 Uhr.

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