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Kultur: Korrespondierend

Ausstellung „Havel-Land“ im Naturkundemuseum

Ausstellung „Havel-Land“ im Naturkundemuseum Wo die Spree endet und die Havel beginnt, ist reine Definitionssache. Hartge- sottene glauben ja nach wie vor, dass der Lausitzer Fluss in die Elbe münde und jenes im Mecklenburgischen bei Pieversdorf quellende Wasser sein Untertan sei. Hätte das Einfluss auf Bundesentscheidungen, auf künftige Fahrten von Rheinschiffen und Großschubverbänden entlang des „Fontaneschen Lieblingsflusses“, auf den geplanten Ausbau der 343 Kilometer langen Havel heutiger Definition? Das wäre einer Untersuchung wert. Bis dahin reklamieren Naturschützer und sogar Politiker schon vorab die zerstörten Lebensräume für Pflanze und Tier, das unwiederbringliche Verschwinden historisch gewachsener Landschaft an einem Fluss mit ungewissem Namen. Aus nämlichen Gründen tun das seit Freitag zwei Künstler im Potsdamer Naturkundemuseum auch. „Havel-Land“ heißt eine auf zwei Räume ausgelegte Gemeinschafts-Ausstellung in Ungers ehemaligem „Ständehaus der Zauche“, mit welcher der 1959 in Duisburg geborene Künstler Manfred Heinze und Fotograf Peter Frenkel ganz still auf das mögliche Ende der „Flusslandschaft der Jahre 2004/2004“ aufmerksam machen wollen, ein jeder auf seine Art. Mit 25 sauber nebeneinander gehängten, wissentlich titellosen, aber durchnummerierten Werken versucht Manfred Heinze, den fast unmöglichen Brückenschlag zwischen Sein und Werden ohne Bitternis zu visualisieren. Er verwendet eine nicht unproblematische Collagetechnik, deren Grund und Grundlage kleinformatige Fotos aus dem Internet sind. Sie werden auf das Format 30 x 50 vergrößert und durch zweierlei Art bearbeitet: Zum einen beklebt er sie mit verschiedenfarbigen Papierformen geometrischer Art, zum zweiten streicht er mit grobem Pinsel darüber, oft beides zusammen. Manchmal erkennt man den „Hintergrund“ noch, einen Speicher (Nr. 3), Sanssouci nebst Windmühle (Nr. 12), beim nächsten Werk geht alles nur noch in Form und Farbe auf (Nr. 18 und andere) – das „Urbild“ ist verschwunden, die „moderne Zeit“ hat es getilgt und gefressen. So mag das gemeint sein. Fraglich allerdings, ob diese eher rational wirkenden Bilder, zu kühn als „Gemälde“ bezeichnet, auch am Bodensee, an Rhein oder Eder verstanden werden, von Ter oder Seine ganz zu schweigen. Gute Korrespondenz zu dieser etwas bemüht wirkenden und nicht immer schlüssigen Ästhetik geben die 25 Fotos von Peter Frenkel im benachbarten Raum, dem 1939 geborenen Olympiasieger und Weltrekordler im Gehen, heute mit Sport-Fotografie und verschiedenen „Langzeit-Projekten“ beschäftigt. Wenn er die so unterschiedlichen Landschaften der Havel von Strohehne bis zum Glienicker Horn und weiter hinaus gen Westen ablichtet – oder halt der verlängerten Spree – bleibt er innerhalb seiner handwerklichen Leisten, experimentelle „Grenzüberschreitungen“ findet man bei ihm nicht. Vielmehr nutzt Frenkel ganz unterschiedliche Techniken eines Genre, um den „Zernsee“ im morgendlichen Nebel abzulichten, dem „Schwielowsee“ einen blaustichigten Rock anzulegen oder im Tauwasser einer „Havelwiese“ die umliegenden Bäume zu spiegeln. Sein Pinsel ist das Licht, sein Urgrund das körnichte oder fein aufgelöste Fotopapier, mit welchen er die sublimsten Effekte erzielt – malerisch übersetzt wären es Werke von der Natur eines Aquarell oder des sinnlichen Pastell in Farbe oder Schwarz-Weiß. In einigen wohnt wohl die Poesie – jenem ...Flusse sei dank. Gerold Paul Bis zum 28. 2. im Naturkundemuseum, Breite Straße, Di bis So, von 9 – 17 Uhr

Gerold Paul

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