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Kultur: Malen, um sich dem Tod zu entziehen

Klaus Knoblichs „Dekorative Malerei“ im GeoForschungsZentrum – ein kreativer „Pausenfüller“

Klaus Knoblichs „Dekorative Malerei“ im GeoForschungsZentrum – ein kreativer „Pausenfüller“ Über lange Zeit schwebte er zwischen Leben und Tod. In diesen dunklen Monaten griff Klaus Knoblich oft zu kräftigen, heiteren Farben. Er tauchte ein in die Malerei, um sich selbst zu therapieren. 15 Jahre sind seit seinem erfolgreichen Kampf gegen die Schlafkrankheit vergangen. Die Liebe zur Malerei ist geblieben. Seine großformatigen Bilder überziehen derzeit die Flure des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) mit einem wahren Leuchtfeuer. Der 1936 in Tübingen geborene Wissenschaftler liebt die Kontraste: mit groben Strichen lässt er dunkles Rot auf tiefes Schwarz prallen, sattes Blau gegen sonniges Gelb angehen. Mit seinem Ausstellungstitel „Dekorative Malerei“ trifft der pensionierte Wissenschaftler sehr genau die Wirkung seiner Bilder. Sie leben von dem Zusammenspiel verschiedener Farbflächen, aus denen sich oft abstrakte Figuren heraus schälen. „Ich bin noch nicht so weit, problematische Sachen darzustellen“, bekennt er ganz schlicht bei der Ausstellungseröffnung. Und er verleugnet auch nicht seine schwäbische Herkunft, deren „Markenzeichen“ er gern für sich in Anspruch nimmt. So greift er zu den preisgünstigen Dispersionsfarben aus dem Baumarkt, und wenn ihm ein Bild nicht gelingt, wird es eben solange übermalt, bis es ihm und vor allem auch seiner Frau gefällt. Das spart Hartfaserplatten, die er als Bildhintergrund verwendet. Überhaupt seien es die Frauen, die sich von seinen Bildern angezogen fühlen, freut sich der Hobbymaler, für den die Kunst inzwischen zu einem willkommenen „Pausenfüller“ geworden ist. „Oft sitze ich fünf, sechs Stunden in meinem Arbeitszimmer, um zu rekonstruieren, wie sich die Wasserversorgung in den verschiedenen Regionen der Erde entwickelt hat.“ Dann sehnt sich der Angewandte Geologe nach einem Ausgleich, und den findet er beim Lesen oder beim Malen. „Wenn das Wetter schön ist, male ich farbenfrohe Bilder. Aber auch böse Stimmungen sind mitunter dabei.“ Die sind in der kleinen Potsdamer Schau mit ihren 18 Bildern nicht zu finden. Hier gibt es Vulkanausbrüche und Gebirgsseen, ein grellbuntes „New York – New York“ oder den schwarzen Ironman, der mit einem roten Strich-Geflecht überzogen ist. In diesem Bild deutet sich an, wohin sich die dekorative Kunst Knoblichs entwickeln kann, wenn er auf eine Überladung verzichtet. Auch sein „Ätna oder ein Vulkanausbruch“, den er nach einem Besuch später aus der Kopf nachempfunden hat, sind eine fantasievolle Erinnerung, die der Betrachter gern teilt. Hier ist eine Tiefe entstanden, die man bei anderen Werken mitunter noch vermisst. Klaus Knoblich fühlt sich angeregt von Malern wie Baselitz, Richter oder Polke, versucht aber, seinen eigenen Stil zu finden. „Früher zogen mich die Surrealisten in ihren Bann, und ich habe viel kopiert. Das befriedigt nicht auf Dauer.“ Nun hat er einen neuen Weg eingeschlagen. „Die Frage: Was kann das Leben bringen in einer vielleicht begrenzten Zeit, hat ihn vorwärts getrieben. Im Erholungsprozess von dieser Tropenkrankheit, gegen die es keine Impfung gibt und die man auch nicht richtig zu behandeln weiß, hat sich Klaus Knoblich selbst wieder Lebenskraft verschafft“, sagte zur Eröffnung der Chef des GFZ, Prof. Rolf Emmermann, der die Ausstellung seines Kollegen nach Potsdam holte. „So schöne Bilder wie am Anfang habe ich nie wieder gemalt“, bekennt indes Klaus Knoblich – und ist ganz fröhlich dabei. Heidi Jäger

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