zum Hauptinhalt

Kultur: Streifzüge durch Lateinamerika

Das Duo Cantaré musizierte in der Versöhnungskirche im Kirchsteigfeld

Das Duo Cantaré musizierte in der Versöhnungskirche im Kirchsteigfeld Riesenpanflöte und Regenstab, Charango, Cuatro, Bongos und Timbales - Matthias Nitsche und Luis Gonzales vom Duo Cantaré führten in der Versöhnungskirche Potsdam - Kirchsteigfeld engagiert durch die musikalischen Welten Lateinamerikas. Dass es dabei nicht nur um Unterhaltung, sondern um Belehrung und Erklärung ging, merkte man spätestens, als Matthias Nitsche darauf verwies, dass diese Veranstaltung zu einem Projekt der Stelle für Ausländerfragen gehört und von der Landeszentrale für politische Bildung unterstützt wurde. Von Chile über Venezuela bis nach Kuba gingen die musikalischen Streifzüge des Duos. Kenntnisreich und humorvoll informierte Matthias Nitsche über musikalische Bräuche, ethnische und historische Besonderheiten. Dass er dabei aus seinen Vorlieben keinen Hehl machte, gehört zur demokratischen Tugend der freien Meinungsäußerung. Das einzige auf Deutsch gesungene Lied beruhte auf einem Text von Matthias Nitsche und brachte seine Sympathie für das kubanische Volk zum Ausdruck. Das verwundert nicht, schließlich gehörte Matthias Nitsche zu den ersten Musikern in der DDR, die im Zuge der weltweiten politischen Aufbruchsstimmung Anfang der siebziger Jahre die lateinamerikanische Folklore entdeckt hatten. Sein Engagement nimmt man Matthias Nitsche ab: Verblüffend virtuos geht er mit all den lateinamerikanischen Blas- und Saiteninstrumenten um, spielt alle Stücke auswendig, singt dazu auf Spanisch. Da fiel es kaum ins Gewicht, dass das Konzert im „Halbplayback“ ablief, und die restlichen Klänge vom Band kamen, von seiner Gruppe im Studio aufgenommen. Vom chilenischen „palo de lluvia“, dem Regenrohr, wusste er lustige Geschichten zu erzählen, dass Klangkörper der „charango“, eine kleine Gitarre, ursprünglich aus dem Panzer des heiligen Gürteltiers gebaut wurde und von den indianischen Panflöten, deren zwei Reihen von den Indianern „Mann“ und „Frau“ genannt werden. Noch heute zählen in den Andenländern 50 Prozent der Bevölkerung zu den indianischen Ureinwohnern, der Vorkämpfer für die lateinamerikanische Unabhängigkeit, Simón Bolívar gehört zu den verehrtesten Personen in Lateinamerika - das Land Bolivien wurde nach ihm benannt. Vor allem die Musik wurde von der ethnischen Mischung Lateinamerikas aus indianischen, europäischen und afrikanischen Elemenen ganz wesentlich geprägt. Über die Jahrhunderte mit vielen politischen Kämpfen und viel Blutvergießen hat diese multikulturelle Mischung eine Musik hergebracht, die heute in der Weltmusik an vorderster Stelle steht. Sie erzählt mit mitreißenden Rhythmen, melodienreich und mit sentimentalen, humorvollen und gelegentlich pathethischen Texten von existienziellen Gefühlen, Hoffnungen und Erlebnissen des Einzelnen und der Gruppe. Schon allein die Musik und ihre Texte sind ein guter Grund, mal etwas Spanisch zu lernen. Matthias Nitsche und sein wackerer Mitstreiter Luis Gonzales an den Percussionsinstrumenten und beim Gesang brachten von dieser einzigartigen Musikwelt eine Menge zum Ausdruck. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false