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Potsdam-Mittelmark: Durchwachsenes Resümee Noch viele offene Wünsche bei Kunstverein Beelitz

Beelitz - Wenige Fahrzeuge gegen zwanzig Uhr abends vor dem Beelitzer Tiedemann-Saal, ein leeres Foyer, enttäuschte Gesichter bei den Veranstaltern. Wegen eines medizinischen Notfalls unter dem „Flotten Dreier“ musste die Kabarett-Veranstaltung mit Dirk Bublies, Jörg Büttner und Alexander G.

Beelitz - Wenige Fahrzeuge gegen zwanzig Uhr abends vor dem Beelitzer Tiedemann-Saal, ein leeres Foyer, enttäuschte Gesichter bei den Veranstaltern. Wegen eines medizinischen Notfalls unter dem „Flotten Dreier“ musste die Kabarett-Veranstaltung mit Dirk Bublies, Jörg Büttner und Alexander G. Schäfer am Mittwoch abgesagt, das herbeiströmende Publikum (die „Musbude“ wäre voll gewesen) wieder nach Hause geschickt werden. Das gehört zum Alltag im Kulturbetrieb, nachholbar; wenigstens ließen es sich die verbleibenden Zwei nicht nehmen, den Ausfall bei Initiator Bernhard Knuth persönlich zu melden. Aus der Not eine Tugend gemacht, entspann sich so ein Gespräch über den Beelitzer Verein zur Förderung von Kunst und Kultur (40 Mitglieder), als Resümee des Erreichten mit leicht verunsichertem Blick nach vorn. Gute Botschaft zuerst: Die Spargelstadt steht dem Tun der Kultur-Missionare nach wie vor „dankbar“ gegenüber, auch wenn sich das zuständige Dezernat nicht immer nur Klassik und solche Sachen wünscht, sondern auch mal Blasmusik. Nach der Gemeindegebietsreform hat sich die Zuwendungen für Knuth und Mitstreiter deutlich erhöht. Aber Blasmusik gegen rückläufige Besucherzahlen? Warum nicht, präsentierte der Fahrländer Verein nicht im Sommer einen märkischen Militärmusikanten, der zu Kaisers Zeiten die ganze Notenwelt Konstantinopels auf den Kopf stellte? Immerhin hat Beelitz einen Tiedemann-Saal gewonnen, Eigentum der Stadtwerke. Die Kommune als Hauptnutzer mietet ihn dem Verein gegen Entgeld unter. Mit künstlerisch anerkannter Akustik versehen, erfüllt er trotzdem nicht alle Wünsche der Kultur. Licht- und Tonanlage sind nicht so doll, die Ausstattung ist ungemütlich, kein Vergleich zum Ambiente der Diesterweg-Aula. Vor allem ist er für verschiedene Anforderungen zu wenig flexibel. Man munkelt jetzt, dass sich im Umfeld der Feuer-Immobilie einiges täte, als sollte da eine Kleinkunst-Bühne entstehen. Wie immer auch, nach den glanzvollen Anfangserfolgen ist man nachdenklich geworden. Einige Sponsoren sind weg, jeder „Beelitzer Abend“ muss aus eigener Tasche bezuschusst werden. „Auch die Tosca“ wackelt noch immer“, sagt Bernhard Knuth. Trotzdem will man die (meist) hohe Qualität der Kulturangebote bewahren. „Klassik für Beelitz“ , obwohl kein Renner, bleibt im „Festsaal“, nur soll die Zahl im Sommer reduziert werden. So erschien Bernhard Knuth das abgelaufene Jahr zwar reichlich durchwachsen, doch „der Glanz in unseren Augen ist noch nicht verschwunden“. Mit dem Annekatrin-Bürger-Abend, Bruckners 4. in St. Marien, Franziska Trögners „Dreigroschenoper“-Solo, mit dem stimmschwachen Heinz Rennhack und einem Sonatenprogramm der Extra-Klasse durfte man zufrieden sein. „Solche Abende bauen auf“, meinte der Optikermeister. Missgriffe gab es da, wo man ein Programm zuvor nicht begutachtet hatte. Schwer berechenbar bleibt das Publikum. Nach wie vor „ziehen“ große Namen, doch warfen die staatlichen Reformen schon 2004 ihre Schatten. Vorbestellte Karten werden oft storniert, 50 Euro für einen Familienabend sind manchem zu viel. Auch bei der Beelitzer Jugend läuft Knuths Kulturmission leer: Obwohl es am Gymnasium eine Theatergruppe gibt, sah man die Eleven bei keiner Vorstellung, Freikarten-Angebote werden ignoriert. Damit der Augen Glanz nicht erlischt, steht jetzt das Gesamtkonzept des Vereins auf dem Prüfstand. Auch eine kleine Spargelstadt braucht die Kultur.

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