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Potsdam-Mittelmark: Ein Leben voller Sehnsucht

Gerd Höhne zog es erst nach Werder und dann nach Afrika

Gerd Höhne zog es erst nach Werder und dann nach Afrika Werder - „Meine große Liebe lebte hier, schräg gegenüber von unserem Haus.“ Gerd Höhne ist vor kurzem 50 Jahre alt geworden, lacht verschmitzt wie ein Junger, wenn er von Christiane erzählt. Geboren wurde er in Werder, aber seine Eltern zogen vor dem Mauerbau 1960 nach Westberlin, als er sechs war. Die Sommerferien hat er trotzdem oft in der Havelstadt bei den Großeltern verbracht. Sie führten in der Berliner Straße das Ausflugslokal „Zur Erholung“, ein Familienbetrieb seit Generationen. „Nicht so sehr die Familie hat mich gelockt, sondern die Sehnsucht nach dem Mädchen mit den langen, blonden Zöpfen!“ Für die erste große Sehnsucht Christiane nahm er schon weite Wege auf sich, aber eine zweite Sehnsucht sollte den gelernten Buchdrucker bis nach Afrika hinaus bringen. „Schuld war Tarzan“, erzählt Gerd Höhne und lacht herzlich. „Als Kind konnte ich es immer gar nicht abwarten, am Kiosk endlich das neue Heft zu erstehen. Das hab ich dann in der Schule schon unter der Bank gelesen.“ Die Bilder der wilden Tiere faszinierten ihn. Das geheimnisvolle Afrika zog ihn magisch an. So kam er 1990 das erste Mal nach Kenia. „Die zum Teil hautnahen Begegnungen mit den frei lebenden Tieren raubten mir den Atem. Ich habe herzliche Menschen getroffen und fantastische Landschaften gesehen.“ Voller Begeisterung schwärmt der Weltenbummler von seinen Reisen. „Wer einmal in Afrika war, hasst es oder er liebt es. Dazwischen gibt es nicht viel.“ Nach Kenia folgten Urlaube in Tansania, Uganda, Sambia, Zimbabwe, Botswana und Namibia. Seine Erinnerungen aus den sieben Ländern hat er jetzt im Buch „Afrikanische Tagebücher“ festgehalten. Eine Überraschung für Familie und Bekannte, denn „das war heimlich, ich wollte vorher nicht groß darüber reden, sondern es einfach tun.“ Konkrete Pläne für neue Reisen gibt es noch nicht, aber Träume. „Der Kongo würde mich noch interessieren, aber im Moment ist die Situation dort einfach zu problematisch.“ Und Werder? „Das wird wohl erst im Frühjahr wieder.“ Den Gasthof „Zur Erholung“ übrigens führte später die ältere Schwester von Gerd Höhne weiter. „Sie wollte doch lieber in ihrer Heimat bleiben“, erzählt er. Anfang der 80er folgte sie dann aber der Familie nach Nordrhein-Westfalen an die holländische Grenze. Höhne selbst lebt heute mit seiner Familie in Hellenthal in der Eifel. In dem Gasthof in der Berliner Straße kocht heute ein Italiener. Und „aus der großen Liebe ist leider nichts geworden. Die Mauer war im Weg.“ Sich einmal im Jahr zu sehen, reiche eben nicht. „Christiane hat einen anderen geheiratet.“ Christin Blievernicht Gerd Höhne: Afrikanische Tagebücher. Principal Verlag, Münster. ISBN 3-89969-008-7, 29 Euro.

Christin Blievernicht

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