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Potsdam-Mittelmark: Früh Demokratie wagen

In Nuthetal hat sich ein Jugendparlament formiert. Jetzt geht es darum, Einfluss zu gewinnen

In Nuthetal hat sich ein Jugendparlament formiert. Jetzt geht es darum, Einfluss zu gewinnen Nuthetal - Ein Parlament ohne Machtbefugnisse, welchen Sinn hat das? Im Fall der Jugendparlamente stellt sich diese Frage, denn Entscheidungen können sie keine treffen. Nach Treuenbrietzen, Beelitz und Teltow ist Nuthetal jetzt die vierte Gemeinde in Potsdam-Mittelmark, wo die Jugendlichen ein solches Gremium gründen. Offenbar glauben sie auch hier, auf diese Weise etwas für sich erreichen zu können. Der politische Vormarsch der Jugend von Nuthetal hat schon im vergangenen Jahr begonnen, als vier von ihnen sich als sachkundige Einwohner in den Sozialausschuss wählen ließen. Altersgenossen sind mittlerweile auch schon in anderen Ausschüssen vertreten. Und nun steht das Jugendparlament kurz vor seiner offiziellen Konstituierung. Die Vorsitzenden sind schon gewählt: Ina Stiller und Maik Baade werden das Parlament als Doppelspitze anführen, am 11. März wird sich die Nuthetaler Jugendvertretung voraussichtlich offiziell konstituieren. Die Initiative für mehr politische Beteiligung war im vergangenen Herbst in den Planungszirkeln entstanden, die auf die Zukunftswerkstatt folgten. Inzwischen hat sich ein Kreis von 16 jungen Leuten herausgebildet, die das Gremium repräsentieren. Ihr Ziel: „Dass mehr für die Jugend getan wird im Ort“, wie es Ina Stiller zunächst noch recht allgemein formuliert. Konkreter wollen sich die Jugendlichen darüber noch austauschen, zum nächsten Mal bei einem Treffen kommenden Donnerstag. Außerdem werde ein Fragebogen erstellt, um die Wünsche und Probleme der jungen Leute in den einzelnen Ortsteilen herauszufinden. Einen möglichen Punkt nennt Jana Köstel, Nuthetals Jugendkoordinatorin: die fehlenden Treffpunkte für junge Leute, etwa im Rehgrabengebiet. Sie weiß aber auch, dass die Jungpolitiker nichts erreichen können, wenn ihnen die etablierte Politik nicht entgegenkommt, sprich Gemeindevertretung und Verwaltung. Dort müssen die Jugendlichen ihre Anliegen vorbringen und hoffen, dass sie aufgegriffen werden – eine Art Lobby der jungen Generation. Mit Bürgermeister Gerhard Ling wird gerade ein Termin gesucht, um ins Gespräch zu kommen. Die Gemeindevertretung hat sich bei der Aufnahme von Jugendlichen als sachkundige Einwohner in die Ausschüsse sehr offen gezeigt. Die Vorsitzende der Gemeindevertretung selbst, Annerose Hamisch-Fischer, hatte den Vorschlag gemacht. Von daher rechnen die jungen Leute zunächst einmal mit Wohlwollen. Zudem könnten gerade die sachkundigen Einwohner den Einfluss der Jugend in der örtlichen Politik deutlich steigern. Denn einige von ihnen gehören dem Jugendparlament an. Sie könnten dessen Anliegen also direkt in den Ausschüssen vortragen. Diesen Vorteil sieht auch Thomas Kropp von der SPI-Stiftung. Er hat schon die Teltower Jugendlichen bei ihrer Parlamentsgründung begleitet und nun die Nuthetaler. Kropp hält solche Initiativen für ein geeignetes Mittel gegen Politikverdrossenheit: „Da können junge Leute, schon bevor sie 18 werden, Demokratie praktisch erleben“ – lernen, dass es Möglichkeiten gebe, sich Gehör zu schaffen. Eine wichtige Erkenntnis sei aber auch: wie schwer und langwierig es sein kann, Ziele konkret in die Tat umzusetzen. Denn auch das gehöre zur Demokratie. Am Donnerstag, 3. Februar, trifft sich das künftige Jugendparlament im Jugendclub, Schlüterstraße 46. Alle Interessierten, die mitarbeiten oder mal zuschauen möchten, sind willkommen.

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