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Potsdam-Mittelmark: Geplantes Kieswerk erregt die Gemüter

Bürgerinitiative befürchtet Lärm und Luftverschmutzung und eine schlechte Entwicklung für Beelitz-Heilstätten

Bürgerinitiative befürchtet Lärm und Luftverschmutzung und eine schlechte Entwicklung für Beelitz-Heilstätten Von Michael Kaczmarek Beelitz. „Wir wollen keinen Kiesabbau vor unserer Haustür“, forderten am Donnerstagabend 25 besorgte Bürger aus Beelitz, Fichtenwalde und Umgebung bei ihrem Treffen im Hans-Grade-Haus in Fichtenwalde. Nach einer zweistündigen Diskussion waren sich die Anwesenden einig, eine parteiübergreifende Bürgerinitiative „Kiesabbau – Nein Danke“ zu gründen. Erst vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass die neu gegründete Firma KS Beelitz-Fichtenwalde GmbH & Co. KG das Bergwerkseigentum Fichtenwalde-Nord von der landeseigenen BVVG Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH erworben hatte (PNN berichteten). Mit dem Kauf erlangt der Eigentümer die Berechtigung, Bodenschätze, in diesem Fall Kiessande und Sande, zu fördern und zu vermarkten. Bereits am 25. Oktober hatten sich Bewohner aus der Umgebung vor Ort zusammengefunden, um den betreffenen Geländestreifen südöstlich vom Autobahndreieck Potsdam bis zur Eisenbahn zu besichtigen. Dort soll ein Kalksandsteinwerk entstehen, das Kiese und Sande aus bis zu 15 Metern Tiefe fördert und über Förderbänder in ein produzierendes Werk leitet. Hier würden, unter Hinzugabe verschiedener Materialien, Kalksandsteinblöcke hergestellt werden, die vor allem beim Hausbau eingesetzt werden. „Wenn das Kieswerk kommen sollte, können alle Perspektiven für Beelitz-Heilstätten und Fichtenwalde begraben werden“, war die einstimmige Befürchtung der Initiativgründer. Auch der Ortsbürgermeister von Fichtenwalde, Tilo Köhn, meinte gestern gegenüber den PNN: „Wenn das Werk, wie bisher vermutet, zwischen dem Autobahndreieck Potsdam und der Abfahrt Beelitz-Heilstätten erbaut würde, wäre das tatsächlich dramatisch für Beelitz-Heilstätten und seine mögliche Entwicklung zu einem medizinischen Erholungszentrum.“ Die Lärm- und die Luftverschmutzung würde bei dieser Variante direkt vor den Toren von Beelitz-Heilstätten produziert werden. Günstiger sehe es bei einem Werk an einer anderen Stelle des 104 Hektar großen Areals aus. „Wenn die Anlage zur Verarbeitung von Kiesen und Sanden einen direkten Gleisanschluss bekommt, also der Transport nicht unsere Straßen belastet, sondern über die Schiene abgewickelt wird, sehe ich das schon positiver“, erklärte Köhn. Anders wird die Lage von der Bürgerinitiative eingeschätzt. Vor einem Jahr sei in Emstal ein Kalksandsteinwerk geschlossen worden, das Kiese aus der Region verarbeitet habe. Außerdem gebe es dort noch Kies-Reserven für 10 bis 15 Jahre. „Warum also ein neues Abbaugebiet nur wenige Kilometer weiter anlegen, ein neues Werk bauen und dabei die Natur und unsere Lebensumgebung unnötig zerstören?“, fragt der neu gewählte Sprecher der Bürgerinitiative, Peter Koppenhagen. „Wir wissen nichts von dem Unternehmen. Wir wissen nicht, was es will und was für Konsequenzen der Kiesabbau für uns haben wird“, gibt Koppenhagen zu bedenken. Deshalb sei es für die Bürgerinitiative das vorrangige Ziel, soviel Information wie möglich zusammenzutragen. „Dazu wird es zu den nächstmöglichen Zeitpunkten Anfragen im Kreistag, in der Stadtverordnetenversammlung und in den Ortsbeiräten geben“, kündigte er an. „Uns wurde in Fichtenwalde ein Leben wie im Märchen versprochen, aber ich höre heute schon Lkw, die über die Autobahn rollen - das würde noch schlimmer werden“, meinte ein Bürger. Bereits vor drei Jahren hatte die Diskussion um einen geplanten Kiesabbau im Waldgebiet zwischen den Gemeinden Borkheide, Borkwalde, Busendorf und Fichtenwalde eine Bürgerinitiative auf den Plan gerufen. Damals habe die Firma Max Bögl die Bergbauberechtigung zurückgezogen, nachdem eine Bürgerinitiative Druck von unten gemacht habe, erzählte Koppenhagen. Das gleiche Ziel habe man auch diesmal vor Augen.

Michael Kaczmarek

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