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Potsdam-Mittelmark: Signale der Hoffnung

Wie der Neuseddiner Klaus Liebsch mit einem Ausbildungszentrum in Mombasa sinnvolle Afrika-Hilfe leisten will

Wie der Neuseddiner Klaus Liebsch mit einem Ausbildungszentrum in Mombasa sinnvolle Afrika-Hilfe leisten will Von Henry Klix Es ist ein Jahr her, als Mwai Kibaki den langjährigen Präsidenten Daniel arap Moi ablöste. Seit dem Regierungswechsel gilt das von Korruption ausgezehrte Kenia als einer der größten Hoffnungsträger Afrikas. Nicht umsonst sagte Bundeskanzler Schröder dem reformfreudigen Kibaki vor zehn Tagen die Verdopplung der Entwicklungshilfe auf jährlich 50 Millionen Euro zu. Als die Nachricht über die Fernsehschirme flimmerte, gab es einen Neuseddiner, der besonders aufmerksam lauschte. Aufbruchstimmung, das ist etwas, was seit dem Abtritt Mois auch Klaus Liebsch für Kenia empfindet. Als Tourist lernte er nach der Wende das Land kennen – mit Hotels, Elefantensafari, exotischen Longdrinks und allem, was sonst zur Pauschalreise gehört. Doch Liebsch wollte es bei einer oberflächlichen Begegnung nicht belassen: „Die einfache Lebensfreude der Kenianer hat mich tief beeindruckend, auch das Land mit seiner Schönheit.“ Nach jährlichen Keniareisen reifte ein Entschluss, den er vor sieben Jahren auch umsetzte: Der Metallbaumeister packte seine Sachen, verfrachtete seine Werkstatt in einen Container und machte mit 46 Jahren einen Schnitt. Er eröffnete in Ukunda bei Mombasa eine Stahlbaufirma und kam auch familiär in seiner neuen Wahlheimat unter: Mit seiner afrikanischen Frau hat er inzwischen eine dreijährige Tochter. Die Begegnung mit der dunklen Seite des Landes blieb nicht aus: staatliche Krankenhäuser, in denen die Patienten auf dem Boden liegen, Schulen, in denen Tische, Stühle, Tafeln und die einfachsten Unterrichtsausstattungen fehlen, Behinderte, die nicht einmal das Geld für hilfreiche Krücken haben. Und eine deutsche Entwicklungshilfe, die in Mois gesinnungsloser Ministerialbürokratie größtenteils versackte: Die ersten großen Teilstücke einer Verbindung von Nairobi von Mombasa sind zwar fertig. Doch statt einer fest asphaltierten Landstraße wurde die Sandpiste nur notdürftig befestigt, inzwischen hat die dünne Asphaltdecke Risse und Krater. Doch vieles habe sich seit der Wahl Kibakis in Kenia geändert, auch wenn sich der neue Präsident nur schwer bewacht aus dem Haus trauen kann. Liebsch will etwas zum Aufbruch beitragen, etwas von dem Elend beseitigen helfen, aus dem sich die meisten afrikanischen Staaten seit der Zäsur durch die Kolonialzeit nicht mehr befreien konnten. Wie Entwicklungshilfe in Afrika funktioniert, konnten er, drei seiner Neuseddiner Jugendfreunde und der Weltenbummler und Buchautor Ulrich Henrici in allerlei Reisen und Begegnungen mit dem schwarzen Kontinent nachvollziehen. Mit ihrem neuen Verein „Germany-Ostafrika e.V.“ wollen die ambitionierten Kenia-Fans jetzt zeigen, was sie unter sinnvoller Solidarität verstehen. Was sich anfangs wie eine fixe Idee anhörte, hat inzwischen Konturen angenommen: In Mombasa will der Verein ein Ausbildungszentrum für 40 Jugendliche errichten. Schlosser, Tischler, Werkzeugmacher und Kfz-Mechaniker sollen herangebildet werden. Sie sollen innerhalb ihrer Lehre Sachspenden aus Deutschland aufarbeiten, damit sie in Kenia Verwendung finden können, wo es am Nötigsten ist. Liebsch stellt sich vor, dass öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen in Deutschland Dinge spenden, die leicht defekt sind und auf dem Müll landen würden. In Kenia können die alten Nähmaschinen, Rollstühle, Möbel, Medizin- und Maschinentechnik einer neuen Zweckbestimmung zugeführt werden. Der besondere Clou: Die Spender sollen durch ein Protokoll oder Dankesschreiben bestätigt bekommen, wo alles angekommen ist. Vertrauensbildung, die der Verein angesichts gut gemeinter aber erfolgloser Hilfsprojekte für bitter nötig hält. Wenn man dem energiegeladenen und vor Eifer sprühenden Klaus Liebsch begegnet, möchte man ihm zutrauen, dass er das Vorhaben mit seinen Freunden schultern kann. Zwar beziffert er die Anschubskosten mit 1 Million Euro, die er noch nicht vorzuweisen hat. Doch schon im Herbst sieht er das Ausbildungszentrum in Betrieb gehen. Viele kostenlose Sachleistungen und das Engagement der inzwischen 80 Vereinsmitglieder machen ihm Hoffnung, dass es klappt: Die Gemeinde Seddiner See etwa steuert zwei komplette DDR-Typenbauten im Gewerbegebiet bei – ehemalige NVA-Kasernen, die leer stehen. Der Verein will sie abbauen und die Metallträgerkonstruktion in Mombasa neu ausmauern. Liebsch hat zwei baugleiche Hallen ausfindig gemacht, die der Verein wohl ebenfalls geschenkt bekommt. Die Bauleitung hat die Beelitzer Inwo-Bau kostenlos übernommen. Inzwischen gibt es Zeichnungen, wie die Hallen ihrer Verwendung zugeführt werden können: Internate in den Obergeschossen, Lager und Werkstätten unten. Die Sanitäreinrichtungen werden von der Firma Hans Grohe gestiftet und Liebsch hat Signale, dass auch vieles Andere auf diese Weise zusammen kommt. Ein Gebäude im Neuseddiner Gewerbegebiet stellte die Kommune als Vereinszentrum zur Verfügung. Hier sollen die Hilfsgüter und Sachspenden gesammelt werden, die später per Container ihre Schiffsreise nach Kenia antreten. Bis dahin gibt es auch hier noch einiges zu tun. Ständig wird auch in Kenia Kontakt mit den Behörden gehalten, Vereinsvize Bernd Schulze zieht in Nairobi derzeit die Strippen. So hofft man, auch ein staatliches Grundstück kostenlos zu bekommen. Jedenfalls wurde die Gemeinnützigkeit des Vereins auch in Kenia bereits anerkannt. Die personelle Besetzung mit fünf deutschen Ausbildern sieht Liebsch nach ersten Gesprächen gesichert. Jahresweise sollen freiwillige Fachleute verpflichtet werden, denen je ein afrikanischer Techniker zur Seite gestellt wird. „Es gibt fähige arbeitslose Meister, Ingenieure und Ausbilder hier, die auf so eine Chance warten.“ Dass die Hilfe ankommt, dessen sind sich die Initiatoren gewiss: Nicht nur die Sachspenden, gerade auch die Ausbildung. Eine Lehre ist in Kenia völlig unbekannt. Jugendliche beginnen mit viel Glück nach der Schule irgendwo zu arbeiten und schauen sich die wichtigsten Tricks und Kniffe bei den Erfahreneren ab. „Der Lernwille ist riesig“, weiß Klaus Liebsch aus Erfahrung mit seiner eigenen Stahlbaufirma. „Nach einer Lehre können sie sich in Kenia eine sichere Existenz aufbauen“ – eine Alternative zu Kriminalität und Elend, ein kleiner Tropfen mehr Zukunft und Stabilität für ein Land, das seit einem Jahr voller Hoffnung ist. „Wir können die Probleme in Afrika nicht lösen“, sagt Liebsch. „Aber wir können helfen, dass sie die Afrikaner irgendwann einmal ihren eigenen Weg aus dem Elend finden.“ Und vielleicht, so hofft er, macht das in Neuseddin geborene Projekt in diesem Sinne einmal Schule. Wer zu dem Projekt beitragen möchte, kann sich bei Klaus Liebsch unter Tel. (033205) 20864 melden. Der Verein ist zum Aufbau des Ausbildungszentrum noch dringend auf Spenden angewiesen. Das Spendenkonto des Germany-OstAfrika e.V. ist bei der Dresdner Bank eingerichtet. Kontonummer: 4943237101, Bankleitzahl 16080000. Bei Angabe der Adresse wird eine Spendenquittung zugesandt.

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