zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Wachsmann ist zurück

Die Fassadensanierung am Caputher Einsteinhaus ist abgeschlossen / Einweihung im Mai

Die Fassadensanierung am Caputher Einsteinhaus ist abgeschlossen / Einweihung im Mai Schwielowsee · Caputh - Den Streit mit der Bauaufsicht – Albert Einstein hat ihn vor fast 80 Jahren auch schon geführt. Die hohen Fenster seines Sommerhauses in Caputh hatte Einsteins Architekt Konrad Wachsmann lediglich mit zwei Querstreben gesichert, die Einbuchtungen in den Fensterrahmen sind noch erkennbar. Doch die Bauaufsicht forderte Gitter. „Von der phantastisch klaren Gliederung ist dadurch leider etwas verloren gegangen“, blickt Architekt Eberhard Lange wehmütig zurück. Auf die Diskussion mit der Behörde lässt er sich auch heute nicht ein. Und schließlich, meint er, seien die Gitter ein Zeugnis der Geschichte. Eberhard Lange betreut die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, die im Juni ihren Anfang genommen hatte. Nach der Schließung vor vier Jahren öffnet das Einsteinhaus im Mai wieder seine Pforten. Rechtzeitig im Einsteinjahr 2005 wird es wieder zugänglich. Das 1929 entstandene Fertigbau-Holzhaus ist das einzige Wohnhaus des Physikers, das noch besichtigt werden kann. Haupteigentümer ist die Hebräische Universität Jerusalem, verwaltet wird das Gebäude vom Einsteinforum. Projektleiter Rüdiger Zill: „Das Haus soll kein Museum sein, sondern für Workshops und wissenschaftliche Tagungen genutzt werden.“ Nur einmal pro Woche soll es Führungen geben. Doch vom alten Interieur werden die Besucher nicht mehr viel zu sehen bekommen: Es ging in den Jahren nach 1932, als Einstein von einer Amerika-Reise nicht zurückkehrte, verloren. Zu DDR-Zeiten wurden Möbel teils nachgebaut, wie der Schreibtisch im Arbeitszimmer des Genies. Darüber hinaus will man sich auf einen Möbeldesigner verlassen, der das Haus zurückhaltend einrichten wird. Das plüschig-wohnliche Gründerzeit-Ambiente, das wohl wenig mit den Intentionen von Architekt Wachsmann zu tun gehabt hat, ist nur noch auf alten Fotos nachvollziehbar, wie sie ab morgen in einer Ausstellung des Einsteinforums zu sehen sind. Dafür wird die Sanierung Wachsmann voll gerecht: Bund und die Cornelsen Kulturstiftung stellten eine halbe Million Euro bereit. Jetzt sind die Gerüste gefallen, die Hüllenrekonstruktion ist abgeschlossen, bis Mai sollen auch die Innen-Arbeiten beendet werden. Das Dach wurde abgedeckt, die alten Ziegel gereinigt und wieder genutzt, der Schornsteinkopf erneuert. Schadhafte Stellen an der Fassade aus wertvoller nordamerikanischer Douglasie wurden ausgebessert, die Farbe abgetragen und das dauerhafte Holz, wie einst, rötlich lasiert. Und auch im Gebäude ist man vorwärts gekommen. Im Wohnzimmer musste ein großer Teil der Holzverkleidung ausgetauscht werden, die darüber liegende Terrasse ließ es durchregnen. Das soll nun nicht mehr passieren, obwohl die Regenrinne von der Fassade nach innen auf den Terrassenboden verlegt wurde, wie Wachsmann es wollte. Auch die Elektro-, Wasser- und Heizungs-Installationen sind unter der Holzverkleidung unsichtbar geworden, bei der Rekonstruktion in den 70er Jahren reichte dafür das Geld nicht. Seit Monaten sind Handwerker damit beschäftigt, neuere Farbschichten von den Wänden zu lösen, um die Ursprungsschicht wieder sichtbar werden zu lassen, auszubessern und gebenenfalls zu erneuern. Der alte Hausgarten wird wieder angelegt, die Streuobstwiese ist schon mit Apfelbäumen bepflanzt. Mit den Geldern kann auch das kleine Nebengebäude saniert werden, das schon stand, als Einstein das Grundstück erwarb. Rüdiger Zill vom Einsteinforum freut sich, dass die Rekonstruktion bislang so reibungslos verlief. Nur die Einsteinsche Geigensinfonie unter den kaputten Flurfliesen, die der Sanierung vielleicht mehr Öffentlichkeit gegeben hätte, habe man nicht gefunden. Zill: „Aber wer weiß, wir haben ja noch vier Monate.“ Henry Klix Das Einsteinforum dokumentiert in der Ausstellung „Architektur für Albert Einstein“ die Zeit des Physikers in seinem Caputher Sommerhaus. Vernissage ist morgen um 19 Uhr Am Neuen Markt 7 in Potsdam, die Ausstellung läuft bis 1. März.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false