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Der Moment der Entscheidung. Rafal Gikiewicz hält den Elfmeter von Marcus Ingvartsen.

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Der 1. FC Union verliert 1:2 in Augsburg: Am Ende strahlt nur der Ex

Der 1. FC Union scheitert beim 1:2 in Augsburg an seinem früheren Torhüter Rafal Gikiewicz – und sich selbst.

Marcus Ingvartsen legte sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht, blickte noch einmal auf – und sah in die weit aufgerissenen Augen von Rafal Gikiewicz. Ein furchteinflößender Anblick, zumindest mal für Ingvartsen. Vor Unions Offensivspieler erwuchs sein ehemaliger Teamkollege in diesem Moment zu gigantischer Größe und war am Ende derart übermächtig, dass nicht einmal mehr ein Ball an ihm vorbeipasste. Der frühere Union-Torwart parierte kurz nach der Pause den ängstlich getretenen Strafstoß von Ingvartsen und hielt damit die 2:1-Führung für den FC Augsburg fest. Es war letztlich auch das Endergebnis in einem durchschnittlichen Fußballspiel, in dem der FCA den Tick entschlossener wirkte.

„Augsburg ist eine körperlich robuste Mannschaft, die eklig in den Zweikämpfen ist. Die haben es heute gut gemacht. Sie brauchen nicht viel Chancen, sind eiskalt“, sagte Grischa Prömel nach dem Spiel im Fernsehsender Sky. Sein Trainer Urs Fischer sprach von „einem glücklichen Sieg“ des Gegners. Wobei Rafal Gikiewicz natürlich der glücklichste Mensch auf dem Rasen war. „Ich bin Torwart, ich muss Elfmeter halten“, sprudelte es aus ihm heraus. Er freue sich darüber, sechs Punkte gegen seinen Ex-Verein in dieser Saison eingefahren zu haben. „Das ist ein super Tag für mich.“

Dabei hatte es im Spiel zwischen den zuletzt dreimal in Folge punktlosen Augsburgern und dem 1. FC Union zunächst nicht unbedingt danach ausgesehen, als würden die Torhüter besonders viel zu tun bekommen. Urs Fischer hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:1 am Mittwoch in Leipzig auf vier Positionen verändert. Nico Schlotterbeck stand nach langer Verletzungspause gleich in der Startelf, außerdem kehrten Sheraldo Becker, Grischa Prömel und Christopher Trimmel in die Mannschaft zurück.

Union begann selbstbewusst, hatte in der ersten Viertelstunde 75 Prozent Ballbesitz. Augsburg stand kompakt und lauerte im eigenen Stadion auf Konter. Gleich mit dem ersten nennenswerten Angriff ging der FCA in Führung. Nach einem Abschlag von Gikiewicz verlängerte André Hahn den Ball mit dem Kopf in den Lauf von Florian Niederlechner und der überwand Andreas Luthe mit einem platzierten Rechtsschuss ins linke untere Eck. Für Niederlechner, in der vergangenen Saison noch 13 Mal erfolgreich, war es der erste Saisontreffer.

Nico Schlotterbeck gab nach langer Verletzungspause sein Comeback

Die Berliner mussten sich danach kurz schütteln, antworteten aber keine zehn Minuten später ähnlich cool. Taiwo Awoniyi legte im Strafraum zurück auf Ingvartsen, der per Flachschuss ins rechte Eck den Ausgleich erzielte. Wie zuvor auf der anderen Seite hatte sich der Treffer nicht unbedingt angekündigt. Mit dem 1:1 ging es leistungsgerecht in die Pause.

Kurz nach Wiederbeginn unterlief Union ein folgenschwerer Patzer im Spielaufbau. Augsburg schaltete blitzschnell um. Nach einer Flanke von Marco Richter scheiterte Hahn noch an Luthe, den Abpraller versenkte anschließend erneut Niederlechner aus einem Meter mühelos. Wie beim 3:1 im Hinspiel in Berlin glänzten die Augsburger mit einer nahezu hundertprozentigen Chancenverwertung.

Für Union galt das auch im Rückspiel nicht und das lag zuallererst an Rafal Gikiewicz. Der Pole hatte zwei Jahre lang das Tor der Berliner gehütet und war in Köpenick zum Publikumsliebling gereift. Für seinen alten Verein hat er immer noch ein Herz, allerdings nicht während der 90 Spielminuten.

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Nach einem Foul an Grischa Prömel, dem Niederlechner nach einem Eckball eher unabsichtlich auf den Fuß getreten war, bot sich Union erneut die schnelle Ausgleichschance. Schiedsrichter Felix Brych hatte nach Studium der Fernsehbilder zurecht auf Strafstoß entschieden. Ingvartsen allerdings zeigte Nerven. Wenig später parierte Gikiewicz auch stark gegen Awoniyi, der aus Drehung am FCA-Keeper scheiterte.

Union erhöhte das Risiko, Fischer brachte mit Marius Bülter, Cedric Teuchert und Akagi Gogia weitere Angreifer. Aber die Berliner fanden kaum Lücken in der gut gestaffelten Augsburger Hintermannschaft, aus der Felix Uduokhai mit seiner Zweikampfstärke herausragte.

Dennoch bot sich in der Nachspielzeit noch die Chance für Trimmel, der eine Hereingabe von Nico Gießelmann aber knapp verfehlte. So blieb es beim 1:2 aus Union-Sicht. Die Berliner haben damit erstmals in dieser Saison zwei Spiele in Folge verloren – und werden froh sein, ihrem früheren Kollegen Gikiewicz so schnell nicht wieder auf dem Platz zu begegnen. (Tsp)

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