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Sport: Collina kommt

Bundesliga plant Einsatz von ausländischen Schiedsrichtern

Frankfurt (Main). Der Weg für Pierluigi Collina in die Fußball-Bundesliga ist frei. Wenn sich künftig Borussia Dortmund und Bayern München duellieren, soll der glatzköpfige Italiener richten. Grundsätzlich hat der Schiedsrichterausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diesem Vorhaben bei seiner Halbzeit-Tagung in Frankfurt zugestimmt. „Ein testenswerter Vorschlag“, sagt der Vorsitzende Volker Roth.

Der Austausch von Schiedsrichtern ist pro Saison für zwei, drei problematische Partien gedacht. Es sind „nicht brutalere, aber intensivere Spiele zu leiten, weil der Konkurrenzkampf größer geworden ist“, sagt Roth. Es gilt als sicher, dass die Uefa-Exekutive bei seiner Sitzung am 4./5. Februar in Nyon dem Vorschlag zustimmt, dann sollen punktuell die Spitzenspiele in England, Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland von Ausländern gepfiffen werden. „Es gibt nicht nur für einen deutschen Schiedsrichter bei Dortmund gegen Bayern große Probleme“, sagt Roth, „sondern bei Paris gegen Marseille, Lazio gegen Milan oder ManU gegen Liverpool ist es dasselbe Dilemma: Die sind für Einheimische unglaublich schwer zu pfeifen.“

Markus Merk, bester deutscher Schiedsrichter, ist für das Experiment. Die Sprachbarrieren erachtet er sogar als förderlich. „Für meine ersten Spiele im Europapokal hatte ich zwei Jahre lang italienisch gelernt. Als das die Milan-Spieler gemerkt hatten, wurde ich in unendliche Diskussionen verwickelt. Danach habe ich den Sprachkurs aufgegeben.“ Ohnehin sei nicht die Rhetorik gefragt, betont DFB-Abteilungsleiter Hellmut Krug, sondern Gestik, Mimik und Körpersprache. Krug: „Mittlerweile müssen unsere Schiedsrichter ja auch fragen: ‚Sprechen sie Deutsch?’“

Anlass für den internationalen Austausch ist der 7. April 2001, das Skandalspiel Dortmund gegen Bayern. „Hartmut Strampe ist danach kaputt gemacht worden“, klagt Roth. Heute sei es „eine Bestrafung, jemand dafür zu nominieren“. Auch Rudi Völler begrüßt es, künftig Collina und Co. wirken zu lassen. Der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft war Gast beim Schiedsrichtertreffen. Vielmehr ärgert sich Völler über den Anstieg an Roten Karten – in der Hinrunde im Vergleich zur Vorsaison 27 statt 16, damit ein Plus von 69 Prozent. „Es ist das eine oder andere Mal zu früh Rot gezeigt worden“, sagt Völler. Ihn ärgere extreme Schauspielerei. „Man hatte den Eindruck, dass der Spieler, der zuerst fällt, gewonnen hat, und derjenige, der stehen blieb, vom Platz gestellt wurde.“ Der Teamchef vermisst sportlichen Anstand speziell in Deutschland. „Diese Spieler sollten härter bestraft werden“, sagte er.

In Frankfurt absolvieren die Referees beispielsweise ein Kommunikationstraining, das der ehemalige Sat1-Nachrichtenchef Armin Halle leitete. Thema: Verhalten gegenüber den Medien. Motto: Weglaufen gilt nicht, der Schiedsrichter soll sich stellen. Lehrwart Eugen Strigel wird ein Video mit 30 umstrittenen Szenen zeigen. „Im Zweifelsfall ist mittlerweile wieder eher auf aktives Abseits statt passives zu entscheiden“, sagt Strigel und gibt damit eine schärfere Auslegung vor.

Die 22 Bundesliga-Schiedsrichter leiten zwischen neun und 24 Spiele pro Saison. Die Ansetzung erfolgt nach Leistung und lohnt sich. 3068 Euro erhält der Unparteiische pro Spiel, seine Assistenten die Hälfte. Das Pilotprojekt des vierten Mannes wird fortgesetzt, voraussichtlich übernimmt der DFB dafür weiterhin die Kosten. „Es wäre Wahnsinn, wenn wir das beenden würden. Wir wären die einzige Liga weltweit ohne den vierten Schiedsrichter“, sagt Roth. „Es hilft gewaltig“, betont Merk. Ob das für Collina und Co. auch gilt?

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