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Sport: Kleine Plätze, große Pläne

Thomas Haas trifft bei den Australian Open auf Rafael Nadal.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die Tennisprofis Probleme bereiten, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Im Fall von Thomas Haas war es der Platz, auf dem er am Sonntag zum Auftakt der Australian Open antreten musste. Haas spielte auf Court Nummer sieben, einem Außenplatz mit winzigen Tribünen. „Ich weiß, dass der Platz genau dieselbe Größe hat, aber wenn man von der Rod-Laver-Arena auf so einen Platz geht – das ist eine ganz andere Welt“, sagte Haas. Seine Welt ist immer die der gewaltigen Stadien mit 15 000 Sitzen und mehr gewesen, die große Bühne eben. Auch mit 33 Jahren hat sich das nicht geändert. Und auch nicht, obwohl er im Moment nur noch die Nummer 190 der Welt ist.

Aber weil das so ist, muss Haas damit leben, dass er zu Beginn eines Grand-Slam-Turniers dort angesetzt wird, wo nur wenige Leute zugucken. Die kleineren Plätze behagen ihm allerdings nicht – aus rein pragmatischen Gründen. „Ich kriege da einfach viel mehr mit“, erklärte Haas, „ich sehe, wie sich ein Zuschauer eine Flasche aufdreht. Höre, wie einer gerade hustet oder einer aufsteht. Das muss ich dann alles ausblenden, das ist eine Herausforderung.“ In den großen Arenen ist die Distanz zum Publikum weit größer, der Wind fegt nicht so ungebremst, die Sonne blendet weniger stark beim Aufschlag. „Ich habe damit immer ein Problem gehabt“, gab Haas zu.

So wurde es ein etwas schwieriger Nachmittag für Haas, aber er meisterte ihn schließlich nach zweieinhalb Stunden dennoch. Mit 7:6, 3:6, 6:0 und 7:5 rang er den amerikanischen Qualifikanten Denis Kudla nieder. Dicht gedrängt umringten die Fans den Platz, etwa 200 waren es, mehr gab Court 7 nicht her. Sie mögen Haas in Australien immer noch, und er mag es eigentlich auch, wenn er viele Zuschauer hat. Nur eben nicht so dicht. So verstrickte sich Haas während der Partie mal wieder in kurze Selbstbeschimpfungstiraden und haderte mit sich und den äußeren Umständen.

Der gebürtige Hamburger war einst ins Halbfinale von Wimbledon gestürmt und war die Nummer zwei der Welt – und ist von diesem Level auch heute manchmal gar nicht so weit entfernt. Im letzten Juni war er nach einer Hüftoperation und einer 15-monatigen Zwangspause auf die Tour zurückgekehrt und kämpft seither gegen die Zeit. Die arbeitet zwar gnadenlos gegen ihn, doch Haas schmiedet weiterhin große Pläne. Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer rechnet er schon fast sicher, als Doppelpartner von Philipp Petzschner. Auch seine Rückkehr ins Davis-Cup-Team könnte schon in drei Wochen Realität werden, wenn die deutsche Mannschaft gegen Argentinien antritt. „Die Jungs hätten mich gerne dabei, und ich bin mit Patrik Kühnen im Gespräch“, sagte Haas. Bis Anfang nächster Woche muss das Team nominiert werden.

Vielleicht zum letzten Mal, für Deutschland anzutreten – das würde Haas viel bedeuten. Denn mittlerweile kann er alles viel mehr genießen, besonders die Matches gegen große Gegner. Am Mittwoch wartet mit Rafael Nadal wieder so einer. Schon vor drei Jahren hatte sich Haas vergeblich gegen den Spanier bemüht. „Ich habe zwei Sätze lang an meinem Limit gespielt. Und gemerkt: Das wird nichts“, sagte Haas. Gegen Nadal müsse er sich wohl schon eine spezielle Taktik ausdenken: „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne gegen Nadal auf Platz sieben spielen. Da möchte ich mal sehen, wie er da returniert.“

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