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Pavlos Wiegels spielt für den Berliner Bundesligisten FC Liria und für die Nationalmannschaft. Die mangelnden Perspektiven für den Futsal frustrieren ihn oft

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Roeczey

Starke Spitze, fehlende Breite: Nationaltorwart Pavlos Wiegels über den Frust im Futsal 

Der Futsal-Nationaltorwart brennt für seinen Sport und trotzdem holt ihn die rückläufige Entwicklung des deutschen Futsals oft ein. Pavlos Wiegels vom FC Liria über Probleme und mangelnde Perspektiven im Futsal.

Als Pavlos Wiegels 2013 gefragt wurde, ob er als Torwart nicht in die Futsal-Mannschaft vom FC Viktoria 89 wechseln könne, reagierte er wie viele andere auch. „Futsal, was ist das?“, dachte er sich. Von der offiziellen Hallenfußballvariante hatte der damalige A-Jugend-Fußballspieler noch nichts gehört.

In Deutschland steht Futsal noch in Kinderschuhen

Seitdem hat sich viel getan. 2016 die Gründung der deutschen Nationalmannschaft, 2020 dann die Einführung der Futsal-Bundesliga. Doch trotz des „Futsal-Hypes“ steckt der Sport in Deutschland noch immer in den Kinderschuhen, um Anerkennung muss er hart kämpfen. „Das Leistungsniveau an der Futsal-Spitze ist in den letzten Jahren zwar gestiegen. Bei den großen Spielen der Bundesliga kommen mittlerweile auch viele Zuschauer“, sagt Wiegels. Das Problem sei eher die Breite und Basis der Sportart, die langsam wegbricht.

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Pavlos Wiegels spielt beim FC Liria und ist Torwart der deutschen Nationalmannschaft. Erst kürzlich wurde der 29-Jährige vom DFB zum besten Torwart der Saison gekürt. Seine Vereinshistorie beschränkt sich nicht nur auf deutsche Vereine. In den vergangenen Jahren spielte er neben seinem Studium auch in Frankreich, Polen und Italien und weiß daher: Es kann auch anders laufen.

„Die Professionalität in den Ländern ist eine andere“, sagt er, „nicht nur aufgrund der gegebenen Vereinsstrukturen und Ligen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit von Seiten der Verbände ist besser.“ Dadurch könne man in den Ländern mehr Sponsoren generieren, der Sport werde populärer, Spiele live übertragen.

Im Moment sind auch die deutschen Hallen nicht gerade schlecht gefüllt, sagt Wiegels. Bei den großen Bundesligisten kommen um die 500 Zuschauende zusammen – „das ist gut für den deutschen Futsal“, sagt er. „Bei den Tabellenletzten können es dann aber auch mal nur 20 Zuschauer sein. Da sage ich dann: Eine Liga ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.“ Und das sei in den letzten Jahren sehr schwach gewesen.

Eine Liga ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Pavlos Wiegels, Torwart bei FC Liria und in der Futsal-Nationalmannschaft

Doch auch in Deutschland gibt es gute Futsal-Vereine. Wiegels Verein FC Liria ist einer von ihnen. Als Aufsteiger waren die Berliner diese Saison neu mit dabei, spielten aber bereits ganz oben mit. Bis ins Halbfinale kämpften sie sich. Am vergangenen Sonntag schieden sie dann mit einem 0:7, ihrer höchsten Niederlage des Jahres, gegen den TSV Weilimdorf aus.

„Nach so einem Ergebnis ist man natürlich enttäuscht, wir hatten viel mehr erwartet“, sagte Liria-Trainer Nathan Weisz der „Fußball-Woche“ nach dem Aus in der „Best-of-three“-Serie. „Aber wir haben das Jahr über viel geleistet und sind als Aufsteiger ins Halbfinale eingezogen. Das 0:7 soll unsere prima Saison nicht dämpfen.“

Es steht außer Frage, dass Liria eine erfolgreiche Saison hinter sich hat. Vom Bundesliga-Neuling zu einem der besten vier Teams – damit hatte am Anfang wohl keiner gerechnet. Auch die Protagonisten bei Liria selbst nicht, gibt Wiegels zu. „Niemand von uns hat das am Anfang erwartet“, sagt er. Zum Beginn der Saison stand der Kader noch nicht fest, es gab viele Unsicherheiten. „Im Laufe der Saison sind wir dann schnell als Team zusammengewachsen. Unser Teamgeist hat viele Spiele für uns gerissen.“

Bundesliga-Neuling mischt ganz oben mit

Der FC Liria trainierte in den letzten Wochen dreimal die Woche. Dagegen hatWiegels bei ausländischen Vereinen fast täglich trainiert. „So weit ist Deutschland noch nicht“, sagt er. Da er zusätzlich auch als Torwart der Nationalmannschaft spielt, muss er ergänzend auch eigenständig trainieren.

Oft ist der 29-Jährige frustriert über die Lage seines Sports. „Ehrlich gesagt verstehe ich es, wenn sich Sportler eher für den Fußball als für den Futsal entscheiden. Die Perspektiven sind einfach attraktiver. Auch in unteren Ligen kannst du mit dem Sport Geld verdienen.“ Im Futsal nicht.

Trotzdem ist Wiegels froh, sich für den Hallensport entschieden zu haben. Auch wenn Futsal oft in Vergleich zum Fußball steht – die beiden Sportarten haben grundlegende Unterschiede. „Intensiv, schnelle Geschwindigkeit, viel Ballkontakt. Futsal ist aktiv und ähnelt einer Mischung aus Handball und Basketball“, erklärt er.

Der Nervenkitzel bleibt bis zum Spielende.

Pavlos Wiegels über den Reiz am Futsal

Im Gegensatz zum Fußball muss ein klarer Spielstand oft noch keine entscheidende Bedeutung haben, was vor allem an dem kleinen Spielfeld und Zeitstopps während des Spiels liegt. „Im Futsal kannst du 3:0 zurückliegen und trotzdem noch in den letzten Minuten das Spiel drehen. Der Nervenkitzel bleibt bis zum Spielende“, sagt Wiegels.

Worum sich Wiegels und seine Mannschaftskollegen am meisten Sorgen machen, ist das Fundament des Sports. Vom DFB wünsche man sich einen Strukturplan für die zukünftige Entwicklung, wie es ihn auch in Sportarten wie Volleyball oder Floorball gebe.

„Doch jetzt im Moment steht es schlecht. Es gibt wenig Nachwuchs, wenig Perspektive“, sagt der Torwart. Auf mehr Engagement und Einsatz für seinen Sport hofft er weiterhin.

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