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Sport: Ukraine: Pflichtfach Fußball

Statt Mathematik pauken Elfmeter üben: Die Wunschvorstellung von fußballbegeisterten Kindern wird in der Ukraine bald zum Schulalltag. Wie die Wochenzeitung "Kiew Post" in ihrer neuesten Ausgabe berichtet, wird Fußball für alle sechs Millionen Schüler im zweitgrößten Flächenstaat Europas mit dem Beginn des neuen Schuljahrs am 1.

Statt Mathematik pauken Elfmeter üben: Die Wunschvorstellung von fußballbegeisterten Kindern wird in der Ukraine bald zum Schulalltag. Wie die Wochenzeitung "Kiew Post" in ihrer neuesten Ausgabe berichtet, wird Fußball für alle sechs Millionen Schüler im zweitgrößten Flächenstaat Europas mit dem Beginn des neuen Schuljahrs am 1. September zum Pflichtfach. Egal ob Jungen oder Mädchen: Zusätzlich zum bisherigen Sportunterricht von zwei Stunden pro Woche werden die ukrainischen Schüler künftig noch eine extra Stunde kicken.

Die Ausweitung ihres Stundenplans haben die Jugendlichen der kräftigen Lobby-Arbeit des nationalen Fußballverbands USF zu verdanken: Um die Regierung für ihr Anliegen zu gewinnen, hat der USF die Lieferung von Bällen und die Schulung der Sportlehrer zugesagt. 24 000 Bälle und 2000 Ballpumpen seien bereits an die Schulen ausgeliefert worden, berichtete USF-Direktor Anatoli Popow. Die vom USF finanzierten Anlaufkosten für das Projekt bezifferte er auf rund zwei Millionen Dollar: "Wenn dadurch langfristig 20 Prozent mehr Kinder Fußball spielen werden, ist das Projekt für uns ein Erfolg."

Vor allem wegen der Übernahme der Kosten durch den USF hat sich die Regierung für die Idee des Fußballunterrichts gewinnen lassen. Stanislaw Kuchinski, Chef der Sportabteilung im Erziehungsministerium, betont indes, dass die Schulen keineswegs zu Fußballer-Fabriken werden sollten: "Wir wollen die Kinder einfach von der Straße fern halten und sie zum Sport zurückbringen." Weniger uneigennützig sind indes die Motive des USF. Natürlich erhoffe er sich, dass das Niveau des heimischen Fußballs durch eine größere Zahl von Aktiven langfristig steigen werde, sagt Popow.

Zur Sorge haben die Fußballgewaltigen des sportbegeisterten Landes allen Grund. Wegen Mangels an staatlicher Förderung ist die Anzahl der Jugendspieler in den vergangenen Jahren erheblich gesunken. Jahrelang hatten Spitzenklubs wie Dynamo Kiew oder Schachtjor Donezk ihre Spieler aus einem scheinbar unerschöpflichen Fundus an hochkarätigen Talenten rekrutiert. Jetzt spielen auch in der ukrainischen Liga verstärkt Profis aus Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien oder Staaten der früheren Sowjetunion.

Auch das von Nationaltrainer Waleri Lobanowski betreute Nationalteam dümpelt derzeit in einer tiefen Krise: In der WM-Qualifikationsgruppe 5 liegt die Ukraine hinter den Nachbarn Polen und Weißrussland auf einem enttäuschenden dritten Rang.

Thomas Roser

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