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Wirtschaft: App zum Gipfel

Die Chefs der Energiekonzerne beraten mit der Kanzlerin die Energiewende.

Berlin - Zumindest Tuomo Hatakka kommt nicht ganz mit leeren Händen zum für den heutigen Mittwoch angesetzten Energiegipfel ins Kanzleramt: Der Deutschlandchef von Vattenfall kann der handybegeisterten Kanzlerin immerhin die neue Smartphone-Software präsentieren, die sein Unternehmen vergangene Woche auf den Markt gebracht hat.

Mit der kostenlosen App, wie es neudeutsch heißt, können Nutzer von iPhones und Android-Handys auf einen Blick erkennen, zu welcher Uhrzeit am aktuellen Tag besonders viel Strom aus regenerativen Quellen im Stromnetz verfügbar sein dürfte. Dazu setzt das Programm die Prognosen, die die Experten der Strombörse EEX in Leipzig viertelstündlich aktualisiert veröffentlichen, grafisch um – und das optisch durchaus ansprechend. „Wer Strom aus Wind und Solar verbrauchen möchte, kann seinen Stromverbrauch einfach in diese Stromwetter-Zeiten verlegen“, sagte Vattenfall-Vertriebschef Helmar Rendez anlässlich der Vorstellung. Die digitale „Stromuhr“ riet am gestrigen sonnigen 1. Mai zum Beispiel, das Kuchenbacken oder Wäschewaschen auf die Zeit zwischen 10.30 Uhr und 15.30 Uhr zu verlegen, da besonders viel Strom aus Fotovoltaik im Netz war. „Mit dieser App könnten die Stromkunden damit freiwillig einen Beitrag zur Energiewende leisten, unabhändig davon, bei welchem Stromanbieter sie ihren Strom beziehen oder werlchen Stromtarif sie angeschlossen haben“, sagte Rendez weiter.

Das Ganze könnte man mit gutem Willen als kleinen sympathischen Beitrag zur Energiewende von einem der großen vier Versorger verstehen. Zugleich steht diese kleine digitale Spielerei aber stellvertretend für vieles, was die vier Größten der Branche im ersten Jahr seit den Beschlüssen zur Energiewende zustande gebracht haben: viele gute Absichten, aber wenige konkrete Investitionen. So passt es auch, dass die „Stromwetter-Uhr“, wie sie offiziell im iTunes-Store zu laden ist, in der ersten Version noch einige Macken hat.

Insofern verspricht sich zumindest die Opposition auch nicht viel von dem Gipfel heute. „Eingeladen sind mit den großen Konzernen und den Netzbetreibern die Verlierer und Blockierer der Energiewende“, sagte etwa Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Dienstag in Berlin. Die Energiewende sei bisher „nur in Worten“ erfolgt. „An allen wichtigen Baustellen herrscht Stillstand oder Rückschritt.“ Ein wirklicher Energiegipfel „müsste Handwerk, Stadtwerke und Erneuerbare miteinladen“. Kevin P. Hoffmann

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