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Wirtschaft: Ebay will Bieter vor der Rache der Verkäufer schützen

DÜSSELDORF – Normalerweise sprudelt es aus Axel Ockenfels nur so heraus, wenn man ihn auf seine Forschung anspricht. Bei einem Thema aber wird der mehrfach preisgekrönte Ökonomie-Professor aus Köln stets auffällig einsilbig – bei seiner Beratertätigkeit für Ebay.

DÜSSELDORF – Normalerweise sprudelt es aus Axel Ockenfels nur so heraus, wenn man ihn auf seine Forschung anspricht. Bei einem Thema aber wird der mehrfach preisgekrönte Ökonomie-Professor aus Köln stets auffällig einsilbig – bei seiner Beratertätigkeit für Ebay. Seit Jahren forscht der 38-Jährige mit einem Team für das größte Online-Auktionshaus der Welt. Nur reden darf er darüber normalerweise nicht: Ockenfels musste umfangreiche Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben, die üppige Strafzahlungen androhen.

Kein Wunder, berührt seine Forschung doch einen für Ebay geschäftskritischen Teil: das Bewertungssystem, bei dem sich Käufer und Verkäufer nach einer Auktion gegenseitig Noten geben. Ohne einen solchen Mechanismus, das hat Ockenfels mit Co-Autoren vor Jahren gezeigt, bricht der Handel auf anonymen elektronischen Marktplätzen schnell zusammen, weil keiner weiß, wem er vertrauen kann. Zum zweiten Mal trägt seine Forschung nun dazu bei, dass Ebay seine Regeln modifiziert. Das Unternehmen hofft, damit wieder attraktiver zu werden für seine Kunden. Das ist bitter nötig, derzeit stagniert das Wachstum. Jüngst sank sogar die Zahl der Auktionen.

Ebay kündigte daher diese Woche im kalifornischen San José ein neues Gebührenschema an – allerdings zunächst nur für die US-amerikanische Seite. Künftig soll es bis zu 50 Prozent weniger kosten, Artikel bei Ebay einzustellen. Dagegen will Ebay die Gebühren für abgeschlossene Geschäfte erheblich erhöhen. Für Transaktionen unter 25 Dollar sollen die Kosten für den Verkäufer um zwei Drittel auf 8,75 Prozent des Verkaufspreises zulegen.

Am 11. Februar will der Konzern auch die Details des künftig in Deutschland geltenden Gebührensystems in einer Pressekonferenz vorstellen. „Unser neues Gebührensystem in Deutschland wird aber in die gleiche Richtung gehen wie das von Ebay.com“, sagte Unternehmenssprecherin Maike Fuest dem „Handelsblatt“. Auch gegen Käufer, die nicht bezahlen, will Ebay künftig strikter vorgehen, kündigte die Sprecherin an.

Das neue Bewertungssystem startet auf der amerikanischen Ebay-Seite im Mai. Im Frühsommer sollen die Änderungen auch in Deutschland eingeführt werden. Der genaue Zeitpunkt ist nach Angaben des Unternehmens aber noch offen. Danach können Verkäufer keine negativen oder neutralen Bewertungen über Käufer mehr abgeben. Sie haben nur die Möglichkeit, ihre Kunden positiv oder gar nicht zu bewerten. Dies soll dafür sorgen, dass die Käufer die Anbieter ehrlicher bewerten.

Ockenfels erklärt wieso. Nachdem Ebay die Pläne offiziell bekannt gegeben hat, darf er sich dazu äußern. „Käufer und Verkäufer stellen mit ihren Bewertungen ein öffentliches Gut zur Verfügung“, erläutert der Professor. Einerseits würden alle Nutzer davon profitieren, weil sie die Vertrauenswürdigkeit der Geschäftspartner besser einschätzen können. Andererseits habe der einzelne Nutzer, der ein Urteil abgibt, oft keinen Vorteil.

Die Bereitschaft, beim Bewertungssystem mitzumachen, beruhe zum Teil auf Gegenseitigkeit. „Wer aber einen Verkäufer negativ bewertet, musste bislang mit Nachteilen rechnen“, so Ockenfels – ihn trifft oft eine ebenfalls negative „Rache-Bewertung“. „Jetzt steigen für die Käufer die Anreize, die Wahrheit zu sagen“, so Ockenfels.

Ob das Kalkül aufgeht? „Käufer und Verkäufer müssen ein neues, kooperatives Gleichgewicht finden“, so beschreibt der Professor die Herausforderung. Zumindest gegen die Gebührenpläne gehen viele Verkäufer bereits auf die Barrikaden. Olaf Storbeck (HB)

Olaf Storbeck (HB)

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