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Wirtschaft: "Es warten einige Jumbos in der Börsenkulisse"

Trotz Börsenflaute und schwankenden Kursen: 1998 war das Jahr der Neuemissionen.Kleinanleger rissen sich um die begehrten Papiere der Neulinge.

Trotz Börsenflaute und schwankenden Kursen: 1998 war das Jahr der Neuemissionen.Kleinanleger rissen sich um die begehrten Papiere der Neulinge.Hält der Trend auch 1999 an? Henrik Mortsiefer fragte Hans-Heinz Trobitz, Leiter des Investment Bankings der DG Bank in Frankfurt (Main) und zuständig für Aktienneuemissionen.

TAGESSPIEGEL: Herr Trobitz, 1998 sind in Deutschland rund 70 Unternehmen an die Börse gegangen.Ist in diesem Jahr ein ähnlicher Zulauf zu erwarten?

TROBITZ: 1999 wird noch besser.Wir erwarten rund 100 Neuemissionen mit einem Volumen von über 100 Mrd.DM.Das sind gut vier Mrd.DM mehr als im vergangenen Jahr.

TAGESSPIEGEL: Warum dieser enorme Zuwachs?

TROBITZ: Es warten einige Jumbos in der Kulisse.Agfa zum Beispiel übertrifft mit seinem geplanten Börsengang das gesamte Emissionsvolumen der 1998 in den amtlichen Handel übernommenen neuen Aktien.

TAGESSPIEGEL: Was haben Anleger vom neuen Run auf die Börsen?

TROBITZ: Vor allem eine größere Auswahl.Was aber noch wichtiger ist: Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird wieder hergestellt.Das heißt, Kleinanleger werden bei Neuemissionen öfter zum Zuge kommen als in der Vergangenheit.Während zuletzt im Schnitt nur jeder zwanzigste Anleger eine Neuemission zeichnen konnte, wird es künftig durchschnittlich jeder fünfte sein.

TAGESSPIEGEL: 1998 mußte eher konservativen Anlegern vor einem Engagement am "Zockermarkt" Neuer Markt abgeraten werden.Gilt das auch für 1999?

TROBITZ: Nein, nicht in jedem Fall.Der Neue Markt hat sich etabliert.Natürlich sind einzelne Werte immer noch sehr volatil, die Kurse können durchaus an einem Tag mal um 10 Prozent nach oben oder unten schwanken.Extrem labilen Anlegern wird das zu viel sein.Sie sollten lieber einen Fonds wählen, der den Index des Börsenplatzes abbildet.Insgesamt müssen sich Anleger aber keine Sorgen machen.Die Umsätze am Neuen Markt waren zum Beispiel 1998 höher als bei den M-Dax-Werten.Das spricht für solide Marktbreiten.

TAGESSPIEGEL: Wer sollte Einzelwerte am Neuen Markt kaufen?

TROBITZ: Wer 100 000 DM in "soliden" Titeln investiert hat, kann 10 bis 20 Prozent für das Stock-Picking am Neuen Markt abzweigen.

TAGESSPIEGEL: Profitieren deutsche Anleger vom Netzwerk der Neuen Märkte in Euroland?

TROBITZ: Ich glaube nicht.Es wird lange dauern, bis deutsche Anleger etwa am Nouveau Marché in Paris Aktien kaufen.Anders bei den Euro-Stoxx-Aktien.Die lernen deutsche Anleger gerade kennen.Für die kleinen Papiere gilt: Schuster bleib bei deinem Leisten.

TAGESSPIEGEL: Wieviele Unternehmen bringt die DG Bank 1999 an die Börse?

TROBITZ: Nach den 10 Emissionen 1998 haben wir im laufenden ersten Halbjahr sieben Unternehmen auf der Liste.Was im zweiten Halbjahr dazukommt ist noch offen.

TAGESSPIEGEL: Wer sind Ihre persönlichen Favoriten für 1999?

TROBITZ: Interessant werden Neulinge aus dem Bereich "Document Management" sein.Unternehmen also, die Lösungen für das papierlose Büro anbieten.Dazu kommen Software-Schmieden, die für den Telekom-Markt arbeiten oder Software für Call-Center anbieten.Zu beachten sind auch Berater und Dienstleister sowie Biotechnologie-Unternehmen.Genau beobachten sollten Anleger Entertainment- und Medien-Aktien.Bei diesen Werten liegt ein Teil der Kurs-Volatilität in der Natur des Geschäftes begründet.

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