zum Hauptinhalt

© picture alliance/dpa/Stephan Scheuer

Trotz gelockerter Zuverdienstregeln: Nur jeder Fünfte will im Rentenalter arbeiten

Die Einführung der unbegrenzten Zuverdienstmöglichkeit für Frührentner stößt nur auf geringes Interesse. Laut einer Umfrage möchten nur 22 Prozent über den Renteneintritt hinaus arbeiten.

Mit der Lockerung der Zuverdienstregeln für Frührentner will die Bundesregierung seit Jahresbeginn mehr Ruheständler animieren, neben der Rente weiter arbeiten zu gehen. Doch das Interesse an der längeren Lebensarbeitszeit hält sich nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Autozulieferers Continental in Grenzen.

Nur gut jeder Fünfte gab an, über den Renteneintritt hinaus zumindest in Teilzeit arbeiten zu wollen. Der Fachkräftemangel lasse sich so nicht lösen, sagte Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart der Deutschen Presse-Agentur. „Das wird keinen großen Ansturm geben.“

Der Bund hatte zum Jahreswechsel die bisherige Hinzuverdienstgrenze für Ruheständler, die vorzeitig in Renten gegangen sind, aufgehoben. Statt maximal 46.060 Euro pro Jahr dürfen sie nun unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass die Altersbezüge gekürzt werden. Davon profitieren vor allem diejenigen, die von der Rente mit 63 Gebrauch gemacht haben.

Das können wir uns auf Dauer nicht leisten, auf dieses Wissen zu verzichten.

 Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart

Das Institut YouGov hatte im Juli gut 1000 Menschen im rentennahen Alter von 58 bis 67 Jahre befragt. Nur 22 Prozent der Befragten gaben an, über den Rentenbeginn hinaus in Teil- oder Vollzeit arbeiten zu wollen. 43 Prozent der Befragte sagten dagegen, sie möchten bereits vor Erreichen des Rentenalters komplett aus dem Arbeitsleben aussteigen.

Conti-Managerin sieht Ziel verfehlt

Conti-Managerin Reinhart kritisierte in diesem Zusammenhang die abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährig Beschäftigte, die die große Koalition auf SPD-Initiative 2014 eingeführt hatte. In Anspruch genommen werde sie vor allem von gut ausgebildeten Angestellten mit mittlerem Einkommen.

„Das sind die Fachkräfte, die uns jetzt fehlen“, sagte Reinhart. „Das können wir uns auf Dauer nicht leisten, auf dieses Wissen zu verzichten.“ Von der eigentlichen Zielgruppe – Menschen, die lange körperlich schwer gearbeitet haben – werde die Rente mit 63 dagegen kaum genutzt, weil deren Einkommen oft nicht ausreichten.

„Die Bundesregierung sollte sich hier endlich ehrlich machen“, sagte Reinhart. „Wenn ich nach acht Jahren sehe, dass die Regelung am Ziel vorbeigeht, muss ich sie ändern. Vor allem, wenn wir Fachkräftemangel haben.“

Die größte Bereitschaft, im Alter länger zu arbeiten, gab es laut der Umfrage mit 51 Prozent in der obersten Einkommensgruppe über 10.000 Euro Monatsverdienst, gefolgt von Geringverdienern mit weniger als 500 Euro Monatsverdienst mit 36 Prozent.

Die Gründe dürften nach Einschätzung von Reinhart unterschiedlich sein: Während die Spitzenverdiener wohl vor allem aus Interesse an ihrer Aufgabe weitermachen wollten, könnten es sich Geringverdiener schlicht nicht leisten, auf das Einkommen zu verzichten. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false