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Weltwirtschaftsforum: Vom großen Geld und neuen Ideen

Diese Woche trifft sich wieder das "who is who" der Weltwirtschaft zum Forum in Davos - diesmal jedoch ohne deutsche Vertreter.

Berlin - Angela Merkel kam über die Jahre immer wieder und auch als Bundeskanzlerin schon zweimal – aber diesmal fehlt sie. Auch aus ihrem Kabinett hat sich niemand angekündigt. Deutsche Politiker sucht man beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos, das am Mittwoch beginnt und am Sonntag endet, wohl vergebens. Der Wahlkampf in Hessen und Niedersachsen sei schuld, ist zu hören – dabei wäre eine Teilnahme an dem elitären Treffen von 2500 Managern und Politikern aus aller Welt gerade in diesem Jahr sinnvoll: Denn in der Weltwirtschaft geht es in diesen Monaten ans Eingemachte. Die Finanzkrise in den USA gefährdet die globale Konjunktur, ein Rezept hat noch niemand gefunden.

Der Programmchef des Treffens, Lee Howell, erwartet in Davos ein „globales Brainstorming“ über die Finanzkrise. Dabei werde es um aktuelle Risiken ebenso gehen wie um die Frage, was aus der Krise zu lernen ist. "Was muss getan werden, um Schocks für das System in Zukunft zu vermeiden?", nennt Howell als Kernfrage und weist auch besonders auf die neuen Spieler hin. Während in den vergangenen Jahren Private-Equity- Fonds und Hedgefonds großes Interesse in Davos ausgelöst hätten, warte man in diesem Jahr gespannt auf die Vertreter der großen Staatsfonds aus Asien und Nahost, die die derzeit niedrigen Aktienpreise zu Investments in aller Welt nutzen.

Kein Wunder also, dass die wichtigsten Finanzmanager von überall her anreisen, darunter der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, ebenso wie der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Auch die Vorstandsvorsitzenden vieler deutscher Unternehmen – Siemens, Bayer, BASF, RWE, Metro, SAP und andere – sind dabei.

Im Zentrum der Agenda steht allerdings nicht nur die Krise, sondern auch der Aufbruch. Auch das hat Tradition in Davos. "Die Kraft der gemeinsamen Innovation" lautet das wie immer wolkige Motto, das Bill Gates ebenso in die Graubündner Alpen lockt wie den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder den Wikipedia-Pionier Jimmy Wales. Und die neue Welt des Web 2.0 schlägt sich auch beim Weltwirtschaftsforum nieder. So finden sich auf YouTube Aufzeichnungen vieler der 235 Veranstaltungen – und auch "die Davos-Frage": Noch bis zum heutigen Montag kann jeder sein eigenes Video bei einer Sonderseite von YouTube einstellen und eine persönliche Antwort darauf geben, was Staaten, Unternehmen und Einzelpersonen tun müssen, um die Welt in diesem Jahr zu einem besseren Ort zu machen. Auf manche der Video-Fragen sollen die hochrangigen Teilnehmer des Treffens am Zauberberg dann ihre Antwort geben.

Einige solcher Fragen sind schon jetzt als zentrale Themen absehbar. Dazu gehören Diskussionen über Armutsbekämpfung, Menschenrechte und die Renaissance der Religion. Bei der geplanten Debatte über die Wasserversorgung der Welt trifft zum Beispiel Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon auf Coca-Cola-Chef Neville Isdell. Solche Zusammentreffen sind es, die den viel beschworenen Geist von Davos ausmachen.

Zwar kommt Angela Merkel nicht – aber eine andere mächtige Politikerin hält die Eröffnungsrede: US-Außenministerin Condoleezza Rice spricht über Terrorismus und den Klimawandel.

Auch in diesem Jahr stößt das Forum nicht nur auf Zustimmung. Deswegen wird der Kurort von Polizei und Militär weiträumig abgeschirmt. Am Samstag wurden bereits bei einer Demonstration von Gegnern des Forums in Bern rund 200 Personen vorläufig festgenommen. Die Demonstranten hatten Flaschen und Rauchbomben geworfen, die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein. In St. Gallen demonstrierten etwa 120 Personen friedlich gegen das Forum. Moritz Döbler

"Die Davos-Frage" findet sich

im Internet bei YouTube unter http://www.youtube.com/thedavosquestion. Weitere Informationen

unter http://www.weforum.org/

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