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Wirtschaft: Weniger Zimtsterne für die Mitarbeiter

Um vier Uhr gingen die letzten Pixel. Etwa 400 Mitarbeiter kamen im Dezember des vergangenen Jahres in die angesagte Diskothek Matrix zur Weihnachtsfeier des Berliner Multimedia-Dienstleisters Pixelpark.

Um vier Uhr gingen die letzten Pixel. Etwa 400 Mitarbeiter kamen im Dezember des vergangenen Jahres in die angesagte Diskothek Matrix zur Weihnachtsfeier des Berliner Multimedia-Dienstleisters Pixelpark. Sie tanzten zu Live-Musik und den vom DJ aufgelegten Scheiben und bedienten sich reichlich am Suppen-Buffet. Weniger hoch her dürfte es in diesem Jahr gehen. Das Unternehmen steckt mitten in einem drastischen Sparkurs, gut 300 Arbeitsplätze wurden abgebaut. Die Zukunft der Multimedia-Agentur ist ungewiss.

Einige Zeit stand bei Pixelpark sogar zur Debatte, die Weihnachtsfeier ganz ausfallen zu lassen. Nach dem neuesten Stand werden die feierfreudigen Pixel aber nun doch nicht auf ihr Fest verzichten müssen. Aber es soll bescheidener zugehen und streng auf die Kosten geschaut werden, sagt Unternehmens-Sprecherin Sabine Heymann.

Pixelpark ist keine Ausnahme. Auch andere Unternehmen zügeln sich in diesem Jahr in ihrem Ehrgeiz, aufwendige Weihnachtsfeiern an unkonventionellen Orten zu veranstalten. Die schlechte Konjunktur ist schuld, aber auch die Verunsicherung nach den Terroranschlägen am 11. September. Der Geschäftsführer und Inhaber der EventAgentur Agit in Berlin-Charlottenburg "kann ein Lied davon singen". Bei der Vorbereitung von Weihnachtsfeiern für eine Reihe von Unternehmen stellte Said Yasavoli fest: "Es gibt viele Unternehmen, die von der schlechten wirtschaftlichen Situation betroffen sind und sparen müssen." Andere seien übervorsichtig und erklärten, abwarten zu müssen. Sie scheuten sich vor zusätzlichen Ausgaben.

Konjunkturindikator Weihnachten

Solche und andere Gründe lassen Weihnachtsfeiern schon zu einer Art Konjunkturindikator werden. Denn ein Kostenfaktor sind aufwändige Weihnachts-Events für die Unternehmen durchaus. Bei 200 bis 250 Mark pro Person gehe es los, sagt Klaus-Peter Kofler, geschäftsführender Gesellschafter vom Frankfurter Event-Catering-Unternehmen Kofler & Company GmbH. Kofler organisiert jedes Jahr für sechs bis acht Unternehmen Weihnachtsfeiern mit mehreren hundert Besuchern und daneben 30 bis 40 kleinere Feiern für Abteilungen von Unternehmen.

Bei größeren Veranstaltungen lassen sich die Kunden die Feier sogar bis zu 1000 Mark pro Mitarbeiter kosten. Stolze Preise, die vor allem wegen der hohen Kosten für erlesene Buffets zustande kommen. Am beliebtesten: exotische Delikatessen oder ein übergeordnetes Motto für die Schlemmerei wie Harry Potter. Aber auch die Kosten für die so genannte Location, den Veranstaltungsort, gehen ins Geld. Wenn die Unternehmen es im Zoo zwischen Pinguinen und Haien haben wollen, kann das ziemlich teuer werden. Gern genommen werden auch Museen wie das Frankfurter Schirn-Museum. Oder stillgelegte Bahngleise. Nicht zuletzt kosten auch Künstler, die die Pausen zwischen den Menü-Gängen verkürzen.

Mitarbeiterbindung unterm Baum

Denn etwas hermachen muss eine Weihnachtsfeier schon in Unternehmen - zumindest jenen der New Economy. "Weihnachtsfeiern dienen zur Mitarbeiterbindung", sagt Sabine Heymann von Pixelpark. "Das ist für die interne Kommunikation sehr wichtig." Da kämen alle Unternehmensbereiche einmal zusammen. Der Chef des Frankfurter Event-Catering geht gar so weit, Weihnachtsfeiern als "einen wichtigen Betriebsfaktor" zu bezeichnen. "Häufig wird die Weihnachtsfeier sogar mit einem Workshop verbunden oder mit einem Jahresrückblick", sagt Klaus-Peter Kofler.

Kein Wunder, dass angesichts der "unglaublich wichtigen Rolle von Weihnachtsfeiern" die Verantwortung nicht irgendjemandem im Unternehmen übertragen wird. In der Regel habe er mit dem Geschäftsführer selbst Kontakt, sagt Kofler. Auch bei Pixelpark ist es Vorstandschef Paulus Neef selbst, der sich über die Feierlichkeiten im Detail informieren lässt und das letzte Wörtchen hat.

Luxuriöse Feierlichkeiten wie in den guten alten Zeiten der New Economy sind bei großen Konzernen wie der Bankgesellschaft Berlin oder Schering schon allein wegen der zigtausend Mitarbeiter gar nicht möglich. Dort entscheidet jede Bankfiliale oder jede Konzernabteilung für sich, ob die Mitarbeiter zusammen im Restaurant essen gehen oder sich im Unternehmen um einen Tisch mit Adventskerzen und Weihnachtskeksen versammeln. Doch trotz dieses ohnehin eher bescheidenen Aufwandes dürfte auch in den großen Unternehmen 2001 genauer auf die Kosten geachtet werden. Ein Sprecher des Berliner Pharmakonzerns Schering: "Ich kann mir vorstellen, dass wir uns mehr zurückhalten als im vergangenen Jahr."

Karen Wientgen

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