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In artenreichen Wäldern wie diesem tropischen Urwald in Tansania kommen Baumarten teils mit nur wenigen Exemplaren auf großen Flächen vor.

© Andrew Marshall

Weltweite Artenerhebung: Mehr als 9000 Baumarten sind bislang nicht erfasst

Ein Forschungsteam hat Daten zur weltweiten Artenvielfalt von Baumarten zusammengeführt. Die Erhebung zeigt, wo bislang unbekannte und gefährdete Arten wachsen.

Die Zahl der Baumarten auf der Erde ist vermutlich um einiges größer als bisher gedacht. Einer aktuellen Untersuchung zufolge gibt es weltweit rund 73.000 Arten von Bäumen. 9200 davon sind noch gar nicht entdeckt und beschrieben. Bisher gingen Botanikkundige von rund 60.000 Baumarten weltweit aus.

Etwa ein Drittel der unentdeckten Arten sei vermutlich sehr selten und ihre Vorkommen räumlich nur sehr begrenzt, berichtet ein internationales Forschungsteam in den „Proceedings“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Vor allem diese seltenen Arten seien anfällig für Eingriffe des Menschen in die Natur, etwa Folgen des Klimawandels oder Abholzung.

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Gesamtzahl aller Arten abgeschätzt

Bäume seien an sich nicht gerade kleine oder grundsätzlich seltene Lebewesen, die leicht zu übersehen seien, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Roberto Cazzolla Gatti von der Purdue University (USA) in ihrem Artikel. Dennoch fehlten grundlegende Informationen über die Zahl der Arten auf dem Planeten. Um das Wissen zu erweitern, kombinierten die Forscher Datensätze zum weltweiten Vorkommen und zur Häufigkeit von Bäumen.

„Wir haben die einzelnen Datensätze zu einem riesigen globalen Datensatz kombiniert“, erläutert Jingjing Liang von der Purdue University. Jeder Datensatz entstehe, wenn jemand in einem Wald die Baumarten erfasse und Informationen über Standorte, Größe und andere Merkmale sammele. „Die Anzahl der Baumarten weltweit zu zählen ist wie ein Puzzle mit Teilen, die über die ganze Welt verteilt sind.“

Der vereinte Datensatz umfasste schließlich insgesamt 64.100 Baumarten. Das sei nahe an den Ergebnissen einer früheren Untersuchung, die auf rund 60.000 Baumarten weltweit gekommen war, berichtet das Team.

Um die Zahl bisher unentdeckter Arten in einer Region zu schätzen, nutzte es statistische Methoden, vor allem sogenannte Arten-Akkumulationskurven. Diese Kurven geben vereinfacht gesagt an, wie viele Arten in einer bestimmten Region und Fläche bei welchem Sammlungsaufwand entdeckt werden. Dabei gilt, dass zunächst mehr Arten gefunden werden, je länger man sucht. Nach einiger Zeit flacht der Anstieg der Artenkurve allerdings ab. Die Forscher kamen so auf eine Gesamtzahl von 73.300 Baumarten und damit auf rund 9200 noch unentdeckte Arten.

Der artenreichste Kontinent

Etwa 40 Prozent von diesen wachsen der Studie zufolge in Südamerika. Dort sind auch die meisten seltenen Arten zu finden (8200) und die meisten endemischen Arten – also Arten, die nur dort wachsen. Ebenfalls eine hohe Zahl seltener Arten gibt es in Eurasien (6100) und Afrika (3900). In tropischen und subtropischen Feuchtwäldern finden sich die meisten Arten. Dort dürften auch die meisten noch unbekannten Arten zu entdecken sein, vermuten die Forschenden.

„Umfassende Kenntnisse über den Reichtum und die Vielfalt von Bäumen sind der Schlüssel zur Erhaltung der Stabilität und des Funktionierens von Ökosystemen“, sagt Gatti. Die Forscher verweisen in diesem Zusammenhang auf den vielfältigen Nutzen von Bäumen und Wäldern für den Menschen: Sie liefern Bau- und Brennstoffe, säubern die Luft, bremsen den Klimawandel, schützen vor Erosion und Überflutung und bieten zahlreiche Möglichkeiten der Erholung für Menschen wie Wandern, Jagen oder Campen.

Anja Garms, dpa

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