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Krabbel-Panik: Schätzungsweise fünf Prozent der deutschen Bevölkerung hat Angst vor Spinnen.

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Von kleinen und großen Phobien: Therapie von Spinnenangst reduziert auch Höhenangst

Psychologen gingen eigentlich davon aus, dass es verschiedene Konfrontationstherapien braucht, um unterschiedliche Ängste zu behandeln. Eine neue Studie stellt diese Sicht auf den Kopf.

Eine Expositionstherapie gegen eine spezifische Angst kann auch andere Ängste mildern. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Ruhr-Universität Bochum. Obwohl sie nur die Spinnenangst von Probandinnen und Probanden therapierten, reduzierte sich dadurch auch deren Höhenangst, wie es im Fachblatt „Translational Psychiatry“ heißt.

„Lange Zeit ging man davon aus, dass bei mehreren Ängsten entsprechend auch mehrere, auf die Angst zugeschnittenen Expositionen nötig sind“, erklärt Studienleiterin und Verhaltensforscherin Iris Kodzaga in einer Pressemitteilung. Diese Annahme wird nun infrage gestellt.

Die Ergebnisse könnten bedeuten, dass wir Therapieansätze überdenken und möglicherweise universellere Methoden entwickeln können.

Iris Kodzaga, Verhaltensforscherin an der Ruhr-Universität Bochum

Das Team untersuchte bei 50 Menschen die Angst vor Spinnen und Höhe vor und nach einer Expositionstherapie spezifisch gegen Spinnenangst. Zunächst erhoben die Forschenden subjektive Angaben aus Fragebögen für Spinnen- und Höhenangst. Zum anderen quantitative Verhaltensmaße, etwa wie nah sich die Teilnehmenden an die Spinnen herantrauten oder wie weit sie einen hohen Kirchturm erklimmen konnten. Die Probandinnen und Probanden stellten sich anschließend unter psychotherapeutischer Begleitung den angstauslösenden Situationen oder Reizen und lernten so, ihre Angst zu bewältigen.

Ist die eine Angst besiegt, kann sich das auch auf andere Ängste auswirken.

© RUB, Kramer

In weiteren Untersuchungen stellte das Team fest, dass durch die Therapie gegen Spinnenangst sich nicht nur die Angst vor Spinnen reduzierte, sondern auch die vor der Höhe. Sie nahm durch die Exposition mit Spinnen im Schnitt um 15 Prozent ab.

„Die Entdeckung, dass eine Exposition gegen Spinnenangst auch Höhenangst reduziert, eröffnet neue Perspektiven für die effiziente Behandlung von Ängsten“, so Kodzaga. „Es könnte bedeuten, dass wir Therapieansätze überdenken und möglicherweise universellere Methoden entwickeln können.“

Wie der Übertragungseffekt von der einen Angst zur anderen zustande kommt, ist bislang unklar. „Assoziative Lernprozesse können den Effekt nicht gänzlich erklären“, sagt die Forscherin. Vielleicht gebe es einen gemeinsamen Nenner zwischen Spinnen- und Höhenangst, der nicht offensichtlich sei. „Das müssen weitere Untersuchungen zeigen.“ (mica)

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