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Die Schriftstellerin Monika Maron, 79

© dpa

Ein Anwaltsbrief und eine neue Erzählung: Die Maron-Wochen finden kein Ende

Neuestes von und über Monika Maron: Auch wegen "Artur Lanz" hatte es Streit gegeben, und Maron will mit ihrem ganzen Werk weg von S. Fischer.

In Sachen Aufmerksamkeitsökonomie ist es für die Schriftstellerin Monika Maron ein Volltreffer gewesen, als der S. Fischer Verlag ihr vor drei Wochen die Zusammenarbeit aufgekündigt hat. Inzwischen bekommt man den Eindruck, Maron sei überhaupt eine der wichtigsten, wenn nicht gar die wichtigste Schriftstellerin, die es in Deutschland zur Zeit gibt.

Was jedoch weniger mit ihren Büchern zu tun hat, schon gar nicht mit ihren letzten beiden Romanen „Munin oder Chaos im Kopf“ und „Artur Lanz“, sondern viel mehr mit ihrer politischen Einstellung, ihrem Überdruss am Gender-Diskurs und ihrer Nähe zu der rechten Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen. In deren Edition Buchhaus Loschwitz ließ sie ohne Rücksprache mit ihrem angestammten Verlag einen Essayband veröffentlichen.

Die Veröffentlichung von "Artur Lanz" stand auch auf der Kippe

Nun stand das vergangene Wochenende in den Literaturteilen der Medien wieder ganz im Zeichen von Maron. Der „Welt“ gab die 79-jährige Autorin abermals ein Interview.

Darin sagt sie unter vielem anderen, sich nicht weiter um die Essays in der „Exil“-Reihe gekümmert zu haben und dass sie jemand wie Götz Kubitschek, „der mir auch politisch nicht nahe ist“, gar nicht kenne.

Was sie auch sagt, nachdem nun bei dem Hamburger Verlag Hoffmann und Campe ihre nächsten Bücher erscheinen: Dass sie nicht wünsche, dass ihr bisheriges Werk weiterhin vom S. Fischer Verlag betreut werde, Romane wie „Flugasche“ oder Erinnerungen wie „Pawels Briefe“.

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Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ wiederum berichtete, dass ihr ein Brief von Christian Schertz vorliege, seines Zeichens der Anwalt des Fischer Verlags. In diesem Brief sei davon die Rede, dass Marons Agent Matthias Landwehr den Verlag davor gewarnt habe, sich von seiner Autorin zu trennen. Dann würde nämlich, huch, die „Büchse der Pandora“ geöffnet und eine Debatte entfacht werden, wie sie eben jetzt seit drei Wochen geführt wird.

Wie man aus Frankfurt zu hören bekommt, wo der S. Fischer Verlag seinen Stammsitz hat, stand schon die Veröffentlichung von Marons Roman „Artur Lanz“ auf der Kippe – nicht weil S. Fischer den nicht herausbringen wollte, sondern weil Monika Maron und ihr Agent zögerten, ihn wegen des Streits womöglich woanders veröffentlichten wollten. 

Anfang Dezember erscheint Marons Erzählung "Bonnie Propeller"

Zu dieser Zeit waren die Essays in der Edition Buchhaus Loschwitz erschienen, und nachdem der S. Fischer Verlag davon erfahren hatte, forderte er in Gesprächen mit Maron eine klare Distanzierung von ihr zur rechten Szene, „von einem publizistischen Netzwerk, in dem völkisch und rassistisch argumentiert wird", wie es Verlegerin Siv Bublitz formulierte.

Dem wollte Maron nicht nachkommen, weshalb es kam, wie es kam. Was dann Matthias Landwehr zu Mehrarbeit verhalf. Die hat der Berliner Literaturagent erfolgreich geleistet, sicher dahingehend, dass auch seine Autorin davon ökonomisch profitiert.

Man muss kein Prophet sein, um sehen zu können, dass die Maron-Wochen und -Monate erstmal kein Ende finden und zur Abwechslung auch ihre Bücher einmal höchstmögliche Aufmerksamkeit bekommen.

Anfang Dezember schon erscheint mit „Bonnie Propeller“ eine Hunde-Erzählung von Monika Maron.

Bei ihrem neuen Verlag ist man voller Vorfreude: „Große Medienresonanz“, „Marketingschwerpunkt“, „Ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle Literatur- und Hundeliebhaber“ – so steht es in einer schnell veröffentlichten „Noch-nicht-angeboten“-Mitteilung von Hoffmann und Campe an Buchhandlungen und Redaktionen, versehen mit den üblichen Lobpreisungen wie „unvergessliche Geschichte“. Dazu ein Werbespruch des mutmaßlichen Maron-Experten Ulrich Wickert: „Diese meisterhafte Erzählung über einen Hund sagt alles über uns Menschen.“ Auch wenn die Autorin beteuert, diese Geschichte könne nicht politisch gelesen werden, bekommt man bei Wickerts Worten den Eindruck, dass selbst „Bonnie Propeller" noch einiges für die Debatte hergibt.

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