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Die Internationale Grüne Woche Berlin findet in diesem Jahr wieder auf dem Messegelände am Funkturm statt.

© imago images/Stefan Zeitz

Update

Start-ups als Aushängeschilder: Wie sich Brandenburg auf der Grünen Woche zeigen will

Gemeinsam mit Branchenvertretern stellte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel das Konzept für die Brandenburg-Halle bei der Messe vor.

| Update:

Einen „Neustart“ erhofft sich Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) von der diesjährigen Internationalen Grünen Woche (IGW), die am 20. Januar in Berlin beginnt. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause präsentiert sich Brandenburg erstmals wieder mit einer eigenen Halle vor Live-Publikum. Erneuert werden soll aber auch das Image des Flächenlands: als zukunftsfähiger Standort für die Ernährungswirtschaft.

An einem „Start-up-Spot“ können sich junge Unternehmen präsentieren, ohne dafür Standkosten zahlen zu müssen. Zum Beispiel wird das erst 2022 gegründete Potsdamer Biotechnologieunternehmen Numi Foods vertreten sein, das vegane Alternativen zu Shrimps herstellt. Oder Pfabo aus Wildau, ein Produzent von Mehrwegverpackungen für die Gastronomie.

Produzenten fordern höhere Preise

Dem Wirtschaftsministerium (MLUK) zufolge wurden die Start-ups vom Ministerium gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern und dem Cluster Ernährungswirtschaft ausgewählt. Etablierte Produzenten wie Werder Frucht oder Gut Schmerwitz werden an 22 Gemeinschaftsständen zu sehen sein. Außerdem stellen Unternehmen aus Fischerei, Gartenbau, Handwerk und Tourismus aus.

Das Land habe „viel Geld“ in die Schau investiert, sagte Vogel bei einer Pressekonferenz am Freitag, insgesamt 2,2 Millionen Euro. Eine „deutliche Preissteigerung“ gegenüber 2019, als insgesamt 1,8 Millionen Euro ausgegeben wurden.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), die Unternehmerin Goedele Matthyssen und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) beim Brandenburg-Tag der Grünen Woche 2020.

© imago images/Martin Müller

Mit höheren Kosten hat auch die Ernährungswirtschaft zu kämpfen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes „Pro Agro“, für die 650 Unternehmen befragt wurden. 34 Prozent von ihnen beurteilen das Geschäftsjahr 2022 als schlechter als das vorangegangene.

Die Hälfte der befragten Unternehmen vertreibt ihre Waren über den Lebensmitteleinzelhandel. Und die meisten dieser Produzenten wünschen sich höhere Erzeugerpreise vom Handel, der eine große Preissetzungsmacht hat. 42 Prozent der Erzeuger halten demnach eine Steigerung um 20 Prozent für notwendig. „Bis heute sind keine Signale des Handels zu vernehmen, die Preise für uns anzupassen“, sagte Mittelstädt.

Bundesweit sind die Erzeugerpreise im vierten Quartal allerdings durchaus gestiegen. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Statistische Bundesamt am Freitag veröffentlichte. Demnach waren landwirtschaftliche Erzeugnisse im November um 31,9 Prozent teurer als im selben Monat des Vorjahres. Im Vergleich zum Oktober 2022 sanken sie jedoch um 0,5 Prozent.

Discounter gewinnen in der Krise

Die Bioproduzenten seien von einer gesunkenen Nachfrage getroffen, sagte Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL). Eine allgemeine „Kaufzurückhaltung" treffe die Branche, die zuvor nur Wachstum kannte. 2022 ging der Umsatz Wimmer zufolge zum ersten Mal seit vielen Jahren zurück – um 9,5 Prozent.

2,2
Millionen Euro investierte das Land in die IGW-Halle.

Insgesamt gehe der Trend zu günstigeren Eigenmarken, mit denen die Handelsketten den Bioproduzenten Konkurrenz machen. Und in diesem Bereich wiederum seien vor allem die Discounter die derzeitigen Gewinner der Krise. Der oberste Bio-Lobbyist der Region, Wimmer, gab sich dennoch zuversichtlich: „Der Boden ist erreicht und die Umsatzzahlen steigen wieder.“

Henrik Wendorff, der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, in einem Gerstenfeld im brandenburgischen Dallgow-Döberitz.

© imago images / photothek

Henrik Wendorff, der Präsident des Landesbauernverbandes, möchte die Grüne Woche nutzen, um auf die schwierigen Bedingungen aufmerksam zu machen, mit denen die Landwirte in der Mark umgehen müssen. Die Besucher:innen sollen erfahren, dass der brandenburgische Boden vielfältiger sei, als der berühmte Begriff der „Streusandbüchse“ vermuten lasse.

Auf der Messe will der Verband laut Wendorff zeigen, wie Tierhaltung und Bodenbewirtschaftung zusammenhängen und „was die Bauern da machen“. Bauern-Lobbyverbände verweisen seit Jahren auf die Bedeutung von Gülle für das Düngen.

Damit begegnen sie der wachsenden Kritik an der Fleischwirtschaft, die für Treibhausgase verantwortlich gemacht wird. Es sei jedoch schwieriger, das Publikum mit solchen Themen zu erreichen, als leckere Häppchen zu verteilen, gab er zu.

Korrektur: In einer früheren Textversion hatten wir Umwelt- und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) fälschlicherweise als Brandenburgs Ministerpräsident bezeichnet. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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