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Die Volleys gewannen den ersten Titel der Saison.

© Elisabeth Kloth

„Härterer Kampf um die Meisterschaft“: Die Volleyball-Bundesliga hat sich verändert

Die Volleys holen beim Bounce House Cup den ersten Titel der Saison. Also alles beim Alten? Nicht so ganz. Eine Analyse.

Cédric Énard hat einen Faible für Holz. Im Sommer in Kroatien veranstaltete der BR Volleys-Trainer, der zugleich das kroatische Nationalteam coacht, sogar einen Wettbewerb im Axtwerfen. Wenn er darüber spricht, leuchten seine Augen regelrecht, aber er muss auch ein bisschen über sich selbst lachen. „Ich liebe Holz, da bin ich wirklich Oldschool.“

Da traf es sich besonders gut, dass die Trophäe, die sein Team am Sonntagabend mit nach Hause nehmen durfte, eine gelaserte Holzscheibe war. Mit 3:0 setzten die Volleys sich beim neu eingeführten Bounce House Cup gegen den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen durch und gewannen den ersten Titel in dieser Saison. „Mir gefällt die Trophäe, ich finde sie witzig“, sagte Énard und gab zugleich ein Versprechen: „Mit der spielen wir kein Axtwerfen, die behalten wir.“

Diagonalangreifer Marek Sotola durfte sich sogar gleich über zwei Auszeichnungen und damit zwei Holzscheiben freuen, er wurde nämlich zum wertvollsten Spieler des Wochenendes gewählt, nachdem er sich im Angriff immer wieder hervorgetan hatte. „Ich fühle mich unglaublich“, sagte er im Anschluss an das Spiel, „es war der erste große Kampf gegen Friedrichshafen, aber wird nicht der letzte gewesen sein.“

Kein selbstverständlicher Sieg

Für einen Moment sah es so aus als wäre alles beim Alten: Volleys und VfB im Finale und am Ende setzte sich Berlin durch. Aber dieser Eindruck täuschte ein wenig, das wurde auch anhand einer Aussage von Ruben Schott deutlich, der bereits in der vergangenen Saison in Berlin spielte. „Das Gefühl ist echt geil. Noch geiler als letztes Jahr, weil dort eher vorausgesetzt wurde, dass wir den Supercup gewinnen. Dieses Jahr sah das anders aus, deshalb bin ich einfach glücklich, dass wir uns gut präsentiert haben.“

Ich liebe Holz, da bin ich wirklich Oldschool.

Cédric Énard

Tatsächlich war der erste Titel alles andere als selbstverständlich. Gegen Haching hatten die Volleys beim ersten Spiel am vergangenen Freitag zwar keine Probleme zu bestehen. Schwieriger wurde es gegen Lüneburg am darauffolgenden Tag, als die Volleys im dritten Satz schnell in Rückstand gerieten und diesen aus der Hand gaben. Das lag zum einen daran, dass die Volleys in dieser Saison auf die Spitzenspieler Sergej Grankin und Benjamin Patch verzichten müssen und viele Neuzugänge zu verzeichnen haben, die sich erst noch einspielen und gemeinsam ein Team formen müssen.

Gegen den VfB Friedrichshafen setzten die Volleys sich Sonntagabend durch.

© Elisabeth Kloth

Zum anderen ist die Liga insgesamt enger zusammengerückt und so gab es auch bei den anderen sieben Bundesligisten einige Überraschungen, wie die Netzhoppers Königs Wusterhausen, die sich gegen Mitfavoriten Düren durchsetzten und auf dem dritten Platz landeten. „Die Liga hat sich verbessert“, sagt auch Énard, „alle Teams haben einen Schritt gemacht. „Die Netzhoppers haben ein wirklich tolles Turnier gespielt und auch Lüneburg hat eine super Mannschaft.“ Düren brauche vermutlich noch etwas mehr Vorbereitungszeit. „Aber ich mache mir um die keine Sorgen, denn ich kenne diese Jungs, sie sind sehr konkurrenzfähig.“

Auch die Volleyballer aus Herrsching, die in der vergangenen Saison als siebter in die Zwischenrunde einzogen, scheinen sich über den Sommer gesteigert zu haben. Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in den sozialen Medien, wo sie ihre Fans in Instagram-Stories zu den Spielen mitnehmen und zeigen, was sich hinter den Kulissen abspielt.

Die Liga hat sich verbessert, alle Teams haben einen Schritt gemacht.

Cédric Énard

Der verstärkte Fokus auf den sozialen Medien dürfte damit zusammenhängen, dass die Spiele seit vergangenem Jahr über die Streamingplattform Twitch übertragen werden. Auf dem Kanal Spontent laufen außerdem Videos, in denen „Nasenbluten Momente“, also besonders heftige Angriffe, gezeigt werden oder über das Privatleben der Spieler diskutiert wird. Inwiefern sich dieses eher provokative und zum Teil reißerische Format dauerhaft durchsetzt, muss sich erst noch zeigen.

Schon jetzt zeigt sich aber, dass die Spieler auf ihren privaten Profilen und den Profilen der Vereine deutlich präsenter auf Instagram, Youtube und TikTok sind als noch vor ein paar Jahren. Dadurch verändert sich auch das Verhältnis zu den Fans, die nicht nur in der Halle zusammenkommen, sondern auch im Stream, wo sie sich in den Kommentarspalten parallel austauschen können.

Das neue Turnier kommt gut an

Die Halle, deren Ränge am Freitag noch ziemlich leer aussahen, war zumindest am Sonntag auch gut gefüllt. Und auch für die Spieler sei es etwas ganz Besonderes gewesen, alle Teams an einem Ort zu sehen, sagt Sotola. „Wir waren alle in dem selben Hotel und haben auch die neue Spieler kennengelernt. Außerdem konnten wir sehen, in welchem Zustand sich die anderen Mannschaften befinden, das war wirklich gut.“

Wer am Wochenende allerdings fehlte, waren die United Volleys Frankfurt, die von der Liga keine Lizenzierung erhalten haben. Ihr Ex-Trainer Christophe Achten ließ sich das Turnier trotzdem nicht entgehen und auch viele Spieler, die zu anderen Bundesligisten gewechselt sind, waren vor Ort. In der vergangenen Saison belegte Frankfurt den dritten Platz vor der Zwischenrunde, noch vor Friedrichshafen.

Schott blickte am Sonntagabend aber auch schon nach vorne: „Wir dürfen nicht so viel darüber nachdenken, dass wir den ersten Titel gewonnen haben. Es gibt noch viel zu tun und die anderen Mannschaften schlafen nicht, sondern werden sich ebenfalls steigern.“ Auch Trainer Énard gab zu bedenken, dass die Mannschaften sich immer noch in der Vorbereitungsphase befänden. „Das neue Selbstvertrauen müssen wir jetzt in die kommenden Wochen mitnehmen, aber wir müssen auch hart arbeiten und uns in vielerlei Hinsicht verbessern.“ Er erwartet einen „noch härteren Kampf um die Meisterschaft“. Das könnte nicht nur die Volleys in der Vorbereitung auf die Champions League voranbringen, sondern auch die Liga als solche.

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