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Computer-Schaltkreis.

© imago images/Panthermedia/Fahroni via www.imago-images.de

Tagesrückspiegel – Heute vor 58 Jahren: Moore and more, oder: Ein Gesetz für Chips

Wichtige Kennzahl einer Mega-Branche: Als ein junger Ingenieur vorhersagte, mit welcher Rate Mikroprozessoren schrumpfend wachsen würden.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Im März 2023 verstarb hochbetagt Gordon Moore. Von ihm, Ingenieur und Mitbegründer von des Intel-Konzerns, stammt das „Mooresche Gesetz“. Diesem zufolge verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit von Mikrochips, oder korrekter formuliert: die Komplexität von kostengünstig herstellbaren integrierten Schaltkreisen, in regelmäßigen Abständen.

Zeitschriftenartikel

Veröffentlicht hat er seinen Gedanken am 19. April 1965, heute vor 58 Jahren, in der Zeitschrift „Electronics“.

Er behielt Recht. Und doch herrscht seither vor allem eines: Unklarheit: darüber, wie lang die Verdopplungszeitspanne ist, und über das Verfallsdatum des Gesetzes. Kenntnis über beides braucht die Chipindustrie – und eigentlich auch all die angeschlossenen Industrien vom Computerhardware-Konzern über den Hersteller moderner Waschmaschinen bis zum Bildschirmspielentwickler, um einigermaßen planen zu können.

Gordon Moore.

© AFP/Nicholas Roberts

1965 ging Moore von nur einem Jahr Verdopplungszeit aus. 1975 ist eine Rede von ihm dokumentiert, in der er dann von zwei Jahren spricht. Tatsächlich variierten die Werte immer wieder etwas, abhängig etwa von bestimmten Innovationen. Und dann muss man sich auch überhaupt erst einmal einig sein, was man überhaupt messen und zählen will, und ob man etwa die Zahl der Schaltkreise pro Flächeneinheit oder pro Chip als entscheidenden Faktor ansieht, wenn man den abstrakten Begriff einer „Verdopplung von Komplexität“ genau bestimmen will.

Cleverness und Endlichkeit

Dazu kommt, dass manche Faktoren nicht nur variieren, sondern sich mit der Zeit nur in eine Richtung verändern. Bei dem etwa, was Moore „Cleverness“ nannte und womit er das Geschick meinte, Bauelemente und Transistoren per se platzsparend anzuordnen, stießen die Ingenieure schon in den 70er Jahren an Grenzen.

All das führte letztlich auch dazu, dass es je nach Sichtweise inzwischen ein paar verschiedene Varianten von „Moore“ gibt. Derzeit jedenfalls liegt der Wert bei der populärsten dieser Varianten bei zirka 20 Monaten, oft werden auch 18 Monate angegeben.

Moore selbst sagte schon 2007 ein Ende der Geltungszeit voraus. Er gab seinem Gesetz noch 10 bis 15 Jahre. Wie so häufig in ähnlichen Fällen, vom langsamen Versiegen der Ölquellen („Peak Oil“) bis zur landwirtschaftlichen Ertragskapazität scheint sich auch dies etwas länger hinzuziehen. Vorhersage derzeit: irgendwann in den 20er Jahren.

Dass es, obwohl nach wie vor viel möglich ist beim Thema Miniaturisierung, tatsächlich passieren wird, gilt als sicher. Eine Erklärung dafür ist eine rein physikalische: Ausreichende Kühlung der immer enger gepackten, stromdurchflossenen und sich erwärmenden Transistoren wird irgendwann technisch nicht mehr möglich sein.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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