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Medizinhistorisches Museum der Charité in Berlin-Mitte.

© Animation: Rustler Schriever Architekten, Berlin

„Landkarte des Gehirns“: Das Medizinhistorische Museum in Berlin eröffnet wieder

Am 16. Juni empfängt das Medizinhistorische Museum der Charité nach drei Jahren Umbau wieder Besucher – mit einer Sonderausstellung über das Gehirn.

Zertrennte Körper, aufgeblähte Organe, schockierende Missbildungen – im Medizinhistorischen Museum der Berliner Charité sind die Ausstellungen stets unerschrocken gewesen. Bis zu 100.000 Interessierte im Jahr besuchten das Museum vor der Modernisierung. Am Freitag eröffnet es nach einem Umbau neu. Nach drei Jahren Pause, die somit weitgehend in die Coronakrise fiel, gibt es die ersten drei Tage freien Eintritt.

Vor dem Umbau lockten die Museumsmacher unter anderem mit der erfolgreichen Ausstellung „Hieb § Stich“, die über die Arbeit von Rechtsmedizinern informierte. Nun eröffnen sie mit der Sonderausstellung über „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“, die durchaus als Spurensuche nach dem „Ich“ und dem „Selbst“ gedacht ist. Man wolle der „Landkarte des Gehirns“ nachgehen – und dabei zeigen, wie zielgenau Medizin heute helfen kann, wenn die Hirnleistungen durch Alter, Krankheit oder Unfall eingeschränkt sind.

Nebenan arbeiteten Rudolf Virchow und Robert Koch

Vielen ist das Medizinhistorische Museum für seine Präparate-Sammlung bekannt, die noch auf den Sozialmediziner Rudolf Virchow zurückgeht, den Begründer der modernen Pathologie. Virchow erfand im 19. Jahrhundert in der Charité, in einem der Gebäude in roter Backsteingotik wenige Meter vom Museum entfernt, seine Zellularpathologie. Hier entdeckte auch Robert Koch den Milzbranderreger.

Das Museum befindet sich auf dem Stammgelände der Charité in Mitte, dort wo die Institution im Jahr 1710 von König Friedrich I. als Pesthaus vor der Stadt gegründet wurde (die Seuche erreichte Berlin dann doch nicht). Fast 325 Jahre Medizingeschichte werden in dem 1899 eröffneten Museum nachgezeichnet, 750 Nass- und Trockenpräparate sind zu sehen.

Das Museum befindet sich in einem Kraftfeld aus Kunst, Wissenschaft und Medizin.

Thomas Schnalke, Museumsdirektor

Der Zweite Weltkrieg traf das Museum heftig, danach war das Gebäude für Besucher nicht zugänglich. Nach der Wiedervereinigung erwogen die Entscheider in Charité und Senat, an gleicher Stelle das Museum neu einzurichten; 1998 wurde es eröffnet.

Museumsdirektor Thomas Schnalke.

© Promo

Grundsätzlich, sagt Museumsdirektor Thomas Schnalke, führe man im Haus durch die „Medizin westlicher Prägung“ – zu sehen sind unter anderem: Anatomisches Theater, also ein tribünenartiger Hörsaal mit freier Sicht auf einen Tisch für Sektionen, Krankensaal, Labor, Studien- und Lehrsammlung. Besucher erführen aus der Geschichte der Charité, immerhin Europas größte Universitätsklinik, dabei auch einiges zu Abgründen der Zunft, so zur Rolle der Medizin im Faschismus.

Direktor Schnalke spricht von einem Kraftfeld aus Kunst, Wissenschaft und Medizin, in dem sich das Museum befindet. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Forschungsstätten der Hochschulmediziner, dem Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, dem Naturkundemuseum sowie dem Futurium. Ein Besuch vor Ort lohnt sich also, auch der Nachbarn wegen.

Das Medizinhistorische Museum befindet sich in Mitte, nicht weit vom Charité-Bettenhochhaus. Die campusinterne Adresse lautet: Virchowweg 17, 10117 Berlin. Sonderöffnungszeiten: Freitag, 16. Juni, 10-20 Uhr; Samstag, 17. Juni, 10-24 Uhr (Lange Nacht der Wissenschaften), Sonntag, 18. Juni, 10-20 Uhr. Internet: bmm-charite.de

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