zum Hauptinhalt
Junge Impulse bei der traditionellen Aidsgala. Sängerin Leony bringt Pop auf die Bühne.

© imago/APress/imago

Arien, Pop und Stars in Berlin: Die fulminante Renaissance der Aidsgala

Nach längerer Pause ist mit der 27. Festlichen Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung eine Kult-Veranstaltung zurück, die von den Gästen in der Deutschen Oper ausgelassen gefeiert wurde.

Nachts um halb eins ist die Tanzfläche auf der Bühne der Deutschen Oper rappelvoll. DJ Felix Jaehn leistet ganze Arbeit, um die Stimmung auf diesem heiligen Hort der Klassik poppig zum Kochen zu bringen.

Margot Friedländer feiert ihren 102. Geburtstag

„Es ist die jüngste Aidsgala, die wir je hatten“, resümiert der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, zufrieden am frühen Sonntagmorgen. Da ist das Geburtstagsständchen für den vermutlich ältesten Gast gerade verklungen.

Margot Friedländer feiert hier am frühen Morgen guter Dinge ihren 102. Geburtstag. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und Kultursenator Joe Chialo zählen zu den ersten Gratulanten.

Ein fulminantes Arienprogramm liegt da schon hinter den Gästen der 27. Festlichen Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung.

Leony bringt Pop auf die große Opernbühne

Sehr berührend ist der Auftritt der israelischen Sopranistin Hila Fahima, die mit Sergei Rachmaninows Vocalise op. 34 ein Zeichen setzen will gegen all das Leid, das durch Krieg, Krankheit und Gewalt in der Welt verursacht wird.

Auf der Opernbühne gibt es diesmal mit dem Auftritt der Popkünstlerin Leony und ihrem Medley aus „Remedy“ und „Faded Love“ einen Ausflug in die leichtere Musik.

102
Jahre feiert Margot Friedländer beim nächtlichen Dinner auf der Bühne

Sie sei schon aufgeregt, mit so einem großen Orchester aufzutreten, vertraut die in eisblaue Pailletten gehüllte Sängerin dem Moderator des Abends, Rolando Villazon, an.

Rolando Villazon singt und jongliert

Der wiederum fegt gleichzeitig singend, jonglierend, moderierend und heftig gestikulierend an diesem Abend alle Ängste und Bedenken mit Verve von der Bühne.

Damit ist er auf sehr eigene Art weit entfernt von seinem unmittelbaren Vorgänger, dem coolen Max Raabe und noch weiter von Vicco von Bülow, der mit seinen notwendigen Anmerkungen zu ausgewählten Opernbeispielen über viele Jahre zum Kultcharakter der Gala wesentlich beigetragen hat.

Erinnerungen an Loriot

Dass ausgerechnet der temperamentvolle Rolando Villazon einst in seine Fußstapfen treten würde, hätte ihm wohl gefallen. Vor vielen Jahren sprach er in der Pause die Tagesspiegel-Reporterin an, weil am nächsten Tag ein Interview mit dem damals aufstrebenden jungen Tenor im Blatt sein sollte. Ob sie ihm das nicht vorab besorgen könne? Das würde ihn so interessieren.

Stigmatisierung und Ausgrenzung gibt es in Berlin nicht.

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister

Die langjährige Organisatorin Nadine von Gumppenberg widmet die 27. Gala ihrem verstorbenen Mann Alfred Weiss, der zu den Initiatoren gehörte und mit seinem Knowhow zum langjährigen Erfolg ebenfalls erheblich beigetragen hat.

„Wir wollen von hier aus ein klares Signal senden: Stigmatisierung und Ausgrenzung gibt es in Berlin nicht“, fasst Kai Wegner einen Grundgedanken der Gala zusammen, die 1994 zum ersten Mal stattgefunden hat.

Die Gala ist Alfred Weiss gewidmet

Mit einem Preis der Deutschen Aids-Stiftung, der traditionell der Erlös der Gala zugutekommt, wird im Laufe des Abends die Ukrainerin Valeria Rachynska ausgezeichnet, die unter anderem seit Kriegsbeginn Medikamentenflüge organisiert hat, damit HIV-Infizierte ihre Therapien nicht unterbrechen müssen.

Unter den Gästen ist auch die künftige geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aids-Stiftung, Anne von Fallois. Automanager Wayne Griffiths hat aus Barcelona einen blauen Cupra Born mitgebracht, den nach dem Dinner eine jüngere Frau gewinnt, die rasch von der Bühne geführt wird.

Alle Künstler treten an diesem Abend zugunsten der guten Sache auf. Rolando Villazon überschlägt sich schon mal vor Begeisterung, wenn er seine ersten Begegnungen mit der Sopranistin Adela Zaharia beschreibt, die ebenso begeistert wie der Tenor SeokJong Baek oder der Countertenor Nils Wanderer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false