"Verheugen wirft Zöpel mangelnde Disziplin vor." Diese Schagzeile stammt aus der Zeit, da Rudolf Scharping SPD-Vorsitzender war, Verheugen Bundesgeschäftsführer und der Verkehrspolitiker Zöpel sich im Zorn, im Mai 1994, aus des SPD-Chefs Wahlkampfteam zurückzog.
Alle Tagesspiegel-Artikel vom 08.10.1999
Angst geht in Potsdamer Ministerien um; die Angst, geschasst zu werden. Am Mittwoch wird die neue Regierung im Landtag vereidigt, am Donnerstag beginnt für die Minister der Arbeitsalltag.
Magdeburg, im Januar. Helmuth Hackenberg ist wütend.
Der deutsche Heeresgeneral Klaus Reinhardt hat am Freitag das Kommando über die 50 000 Soldaten der Friedenstruppe KFOR im Kosovo übernommen. Damit hat zum ersten Mal seit dem Eintritt der Bundesrepublik in die Nato 1955 ein deutscher General den Oberbefehl über eine Mission der Allianz außerhalb Deutschlands.
Servus, Gregor" - "Tach, Jörg!" Mit viel Schulterklopfen und Augenzwinkern würde ein Treffen von FPÖ-Chef Haider und PDS-Galionsfigur Gysi ablaufen.
Die größte französische Gewerkschaft CGT hat sich endgültig von der kommunistischen Partei PCF losgesagt. CGT-Chef Bernard Thibault führte den historischen Bruch mit der Entscheidung herbei, nicht zu einer von den Kommunisten geplanten Großdemonstration gegen die Arbeitslosigkeit aufzurufen.
Die Regierungen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben militanten Separatismus verurteilt und damit das gewaltsame Vorgehen Moskaus in Tschetschenien gebilligt. Die ehemaligen Sowjetrepubliken hätten sich gegen jegliche Form von Extremismus ausgesprochen, sagte der russische Außenminister Igor Iwanow am Freitag auf der eintägigen Konferenz bei Jalta auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Nach dem Wahlerfolg seiner rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei (FPÖ) bei den Nationalratswahlen in Österreich schließt Jörg Haider auch eine Kanzlerschaft nicht aus. "Ich wäre ein schlechter Vorsitzender, wenn ich sage, ich möchte nicht die Goldmedaille", sagte Haider am Freitag im Münchner Presseclub.
Das asiatisch-europäische Treffen (ASEM) der Wirtschaftsminister aus den 15 EU-Ländern und zehn asiatischen Staaten erlebt an diesem Wochenende in Berlin eine Neuauflage. Im Mittelpunkt stehen dabei die wirtschaftliche Zusammenarbeit, Förderung des Handels und Unternehmenskooperationen.
Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick klar aus: Sonja Gandhi und die Congress-Partei sind die großen Verlierer der indischen Parlamentswahlen, der Führer der Hindu-Partei Atal Behari Vajpayee hat die absolute Mehrheit errungen. Für die Witwe Rajid Gandhis ist klar: Sie hat keine politische Zukunft mehr.
Eines hat General Augusto Pinochet auf seine alten Tage noch erreicht: Die Chilenen interessieren sich wieder für Politik. Und die lange totgeschwiegene Vergangenheit steht erstmals im Rampenlicht der Öffentlichkeit.
"Mörder, Mörder", "Keine Strafverschonung für Massenkiller", "Pinochet ist schuldig", riefen hunderte von Menschen, die in Spaniens Hauptstadt Madrid das britische Pinochet-Urteil bejubelten. Viele fielen sich in die Arme, weinten, sackten bewegt zu Boden.
Einer unbedeutenden Rempelei folgte der tödliche Schlag mit der Schnapsflasche: vor fünf Jahren musste ein 13-Jähriger aus Unterwellenborn in Thüringen sterben, weil er einen Mann mit seinem Fahrrad angestoßen hatte.Ein 40-Jähriger gestand jetzt nach seiner Verhaftung, den Jungen am 8.
Mit der geplanten rechtlichen Anerkennung schwuler und lesbischer Partnerschaften geht die rot-grüne Koalition nach den Worten des Grünen-Rechtsexperten Volker Beck keineswegs einen Sonderweg. Deutschland finde mit der Eingetragenen Lebenspartnerschaft vielmehr Anschluss an die Entwicklung in Europa, erklärte Beck am Freitag in Berlin.
Die Kassenzahnärzte haben die Bundesregierung aufgefordert, den Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform 2000 komplett zurückzuziehen. Die von Rot-Grün geplante Ausgabenbudgetierung werde zu Beschränkungen bei der Behandlung führen, warnte am Freitag in Düsseldorf der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Schirbort.
"Stark für Berlin" plakatierte Klaus Böger in Steglitz, wo er erneut für das Abgeordnetenhaus kandidiert. Mit Recht, denn er hat Stärken.
Zugpferd Martina Hingis und Titelverteidigerin Sandrine Testud haben beim mit 520 000 Dollar dotierten WTA-Turnier in Filderstadt das Halbfinale erreicht. Die Weltranglisten-Erste Hingis, Turnierchampion von 1996 und 1997, besiegte in der Runde der letzten Acht die aufstrebende Französin Nathalie Dechy in genau einer Stunde mit 6:2, 6:4.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat die Bundesregierung aufgefordert, die Ausgaben der Krankenkassen auf das Notwendige zu begrenzen und für "eine dauerhafte Senkung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Krankenversicherung auf unter zwölf Prozent" zu sorgen. Der Arbeitgeberbeitrag müsse "auf die Hälfte des Beitragssatzes der günstigsten wählbaren Krankenkasse" festgeschrieben werden und dürfe höchstens sechs Prozent betragen, erklärte Hundt der "Leipziger Volkszeitung".
Es ist keine leichte Aufgabe, die Klaus Reinhardt im immer noch unruhigen Kosovo bevorsteht. Am Freitag löste der Deutsche Vier-Sterne-General den Briten Michael Jackson an der Spitze der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) ab.
Krank ist er. Eine Grippe plagt ihn.
Wenn es um Geld und Moral geht, liegen die Nerven blank. Wenn dann noch entsprechende Stichworte fallen - Sklavenarbeiter, Konzentrationslager, Großindustrie, NS-Vergangenheit - dürfen derbe Worte nicht überraschen.
Eine junge Generation von Sozialdemokraten will in der SPD die Debatte über ein neues Grundsatzprogramm der Partei vorantreiben. Den Spitzenpolitikern ihrer Partei warfen jüngere SPD-Politiker aus dem Bundestag und aus den Landtagen am Freitag in Berlin vor, sie hätten die Erneuerung des längst überholten Grundsatzprogramms der SPD von 1989 versäumt und die eigene Partei damit geschwächt.
Die harsche Abrechnung des ehemaligen SPD-Chefs Oskar Lafontaine mit der rot-grünen Politik unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nimmt die SPD-Basis weitgehend ruhig hin. In den meisten Landesverbänden halten sich Reaktionen und empörte Anrufe in Grenzen, ergab eine Umfrage.
Der Start des Modellversuchs für die ärztlich kontrollierte Heroinabgabe an Schwerstabhängige, mit dem die rot-grüne Koalition neue Wege in der Drogenpolitik beschreiten will, rückt näher. Wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte, wurde jetzt die Ausschreibung für die wissenschaftliche Auswertung des auf drei Jahre angelegten Forschungsprojektes veröffentlicht.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir schließt eine Zusammenarbeit seiner Partei mit der CDU auf Landesebene nicht aus. Seine Partei sei eine eigenständige politische Kraft, sagte Özdemir am Freitag im Deutschlandradio Berlin.
Studie:epd Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat Westdeutschland mit einem Heer von rund 30 000 Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) systematisch unterwandert und ernsthaft gefährdet. Das ist das Fazit des Autors Hubertus Knabe in seinem Buch "West-Arbeit des MfS", das er als Mitarbeiter der Gauck-Behörde erarbeitet und am Freitag in Berlin vorgestellt hat.
Die Rolle der Entwicklungszusammenarbeit gerade in Konfliktsituationen ist zu einem wichtigen Thema nationaler wie internationaler Diskussionen geworden. Um die Wirkungen deutscher Hilfe in Konflikten zu untersuchen, gab das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Evaluierung der bisherigen Arbeit in Auftrag.
Der Dirigent Bruno Weil führt eine Art künstlerische Doppelexistenz. Über die Stationen Wiesbaden, Braunschweig, Augsburg und Duisburg hat er sich zu einem angesehenen Kapellmeister hochgearbeitet; zugleich wird er - vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ensemble "Tafelmusik" - als Spezialist für historische Aufführungspraxis der Wiener Klassik international gefeiert.
Die Vereinten Nationen wollen die Rechte der Frauen weiter stärken. 20 Jahre nach der Verabschiedung der Konvention gegen Diskriminierung haben die Delegierten der UN-Vollversammlung in New York ein Zusatzprotokoll gebilligt, das betroffenen Frauen direkte Eingaben an die Organisation ermöglichen soll.
Meine ersten Platten waren irgendwas von Wagner und Tschaikowski. Ich weiß auch nicht mehr, wann und wo ich sie gehört habe.
1907 war es soweit. Über zehn Jahre Vorarbeit hatten Ulrich Thieme und Felix Becker benötigt, um mit Band 1 des bis heute bedeutendsten Projektes der Kunstwissenschaft an die Öffentlichkeit zu treten: dem "Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart", kurz "Thieme-Becker" oder "TB".
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Christa Nickels (Grüne), hat schwere Vorwürfe gegen die Tabakindustrie erhoben. Diese halte sich nicht an freiwillige Zusagen zum Kinder- und Jugendschutz, verharmlose die Tabaksucht und verführe Kinder und Jugendliche gezielt zum Rauchen, sagte Nickels am Freitag in Berlin.
Die CSU hat auf der Suche nach einem neuen Oberbegriff für christdemokratische Politik das Prinzip der "Nachhaltigkeit" für sich entdeckt. CSU-Chef Edmund Stoiber stellte bei der Eröffnung des CSU-Parteitags in Nürnberg am Freitag mehrfach heraus, dass die Union nicht nur in der Umweltpolitik, sondern auf allen Politikfeldern an die kommenden Generationen denken müsse.
Selten gibt es autobiographische Texte, durch die eine Theorie derart buchstäblich lesbar wird. Nicht als Schlüsseltext, durch die Veröffentlichung intimer Lebensspuren, in denen allzu gern nach Erklärungen für die Rätsel eines schwierigen, gar kryptischen theoretischen Oeuvres gefahndet wird.
Die Vereinten Nationen haben am Freitag die ersten ost-timorischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgebracht, die vor Wochen in den Westteil der Insel geflohen waren. Wie ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) sagte, wurden 94 Menschen aus der west-timorischen Stadt Kupang an Bord einer Transportmaschine nach Dili gebracht.
Israel hat nach amtlichen Angaben die für Freitag geplante Entlassung von 151 inhaftierten Palästinensern vorerst verschoben. Die Palästinenser-Regierung habe die Liste der Häftlinge nicht akzeptiert, teilte das Büro von Ministerpräsident Ehud Barak am Donnerstagabend in Jerusalem mit.
Irgend etwas stimmt nicht mit den Niggern, die Ralph Ellisons Geschichten bevölkern - ja, "Niggern", der Autor bestand auf dem Ausdruck. Da steht einer von ihnen mitten auf dem Marktplatz, auf einem Podest, damit ihn die Leute besser brennen sehen.
Der über eine Aktienaffäre gestürzte Kölner SPD-Oberbürgermeisterkandidat Klaus Heugel hat sein Parteibuch zurückgegeben. In einer am Freitag in Köln veröffentlichten persönlichen Erklärung betonte der frühere Oberstadtdirektor der Domstadt, er bedaure die für die Partei und ihren Wahlkampf durch die Affäre entstandenen Schäden.
Die Fronten zwischen Opferverbänden und Wirtschaft haben sich nach dem deutschen Sechs-Milliarden-Mark-Angebot zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern verhärtet. Empört wiesen Verbände von Nazi-Opfern in Deutschland und Osteuropa die Summe am Freitag als Basis für eine Einigung zurück.
Wenn ein Label wie die Deutsche Grammophon eine ganze CD einem Komponisten-Nobody widmet, erwartet man Besonderes. Tatsächlich ist Maximilian Steinbergs Frühwerk eine Entdeckung: Der Musterschüler Rimsky-Korsakows schuf seine erste Sinfonie ganz in der klassischen Tradition Tschaikowskys, näherte sich nur vorsichtig den harmonischen Kühnheiten eines Skrjabin.
Mit zwölf Jahren stand sie zum ersten Mal auf einer Bühne, mit Gitarre vorm Bauch und Mikrofon in der Hand. Das war Ende der 60er Jahre daheim in Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld.
Mit einem Orchester haben Orchester in der Popmusik nichts zu tun. Schon das Turntable Orchestra vor einigen Jahren bestand aus einem DJ, und hinter dem Peace Orchestra steht auch nur ein Mann.
"Eine immerwährende Geschichte" nennt Lothar Juckel, wissenschaftlicher Sekretär der Akademie für Städtebau und Landesplanung, das Thema der Jahrestagung 1999 "Stadt zum Wohnen - Wohnen in der Stadt". Aber die Akzente wandeln sich mit der Zeit.
Als Ferruccio Busoni 1906 sein musikalisches Credo formulierte, muss er auf Zeitgenossen weniger wie ein Erneuerer als wie ein zu spät gekommener Romantiker gewirkt haben: "Es sollte die Oper des Übernatürlichen oder des Unnatürlichen, als der ihr allein zufallenden Region der Erscheinungen und der Empfindungen, sich bemächtigen und eine Scheinwelt schaffen, die das Leben entweder in einen Zauberspiegel oder einen Lachspiegel reflektiert", schreibt er im "Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst". Oper als Scheinwelt - das ging gegen den Hypernaturalismus eines Richard Strauss, gegen die Alltagsgeschichten à la "Bohème", mit der Puccini die Massen begeisterte.
Mit großem Pomp ist gestern ein kleines Stück Straße eröffnet worden. Gegen 14 Uhr befuhren der Regierende Bürgermeister Diepgen und und Daimler-Vorstand Gentz den letzten bislang noch von Bauarbeitern beherrschten Abschnitt der Alten Potsdamer Straße zwischen Varian-Fry-Straße und Potsdamer Platz, indem sie eine Ehrenrunde mit einem 1937er-Mercedes drehten.
Die Berliner Schultheiss-Brauerei streicht wegen Absatzproblemen Arbeitsplätze in der Region. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) vom Freitag sollen 165 der 780 Stellen in Frankfurt (Oder) und Berlin wegfallen.
Trotz offenkundigem Sachverständnis sind die Sympathiewerte des SPD-Kandidaten im Keller. Dennoch wirbt er unermüdlich für seine Partei - und die Fortsetzung der Großen Koaltion.
"Nichts Wissen macht nichts." Mit dieser Abwandlung des bekannten Ausspruchs von Francis Bacon, "Wissen ist Macht" hat sich die so genannte Nullbockgeneration unseres Informationszeitalters eine Art Schutzschild geschaffen.